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  Kagoo


Kagoo von Little Cloud

Text von Martin Zech
Bilder von Little Cloud

13.06.2012

Nachdem ich für ParaAlpin.de schon vor etwa einem Jahr den "Spiruline" der französischen Schmiede Little Cloud hatte testen können, hatte ich nun das Vergnügen den "Kagoo" testen zu dürfen. Der Kagoo basiert auf der 2012er Generation des Spiruline, verbaut aber wesentlich leichteres Material welches das Schirmgewicht gegenüber dem Spiruline um etwa 800g senkt (Herstellerangabe). Der Kagoo ist ausschließlich in 18.45m2 erhältlich und ist für einen Gewichtsbereicht von 65kg-100kg ausgelegt. Ich selbst bin den Kagoo am obersten Ende des Gewichtsbereich (ca. 98-100kg) geflogen.

Wie für Little Cloud typisch, benutzt auch der Kagoo sehr hochwertige Materialien und wirkt sorgfältig verarbeitet. Sowohl auf Ober- als auch Untersegel wird ein Dominicotex 10D 28g verwendet, wobei die Zellwände und Verstärkungen aus Dominicotex 30D hard finish 41g gefertigt sind. Das Dominicotex erinnert stark an das Porcher Skytech 27g - nicht nur auf Grund seiner Haptik sondern auch wegen seiner Eigenschaft sich extrem eng packen zu lassen. Das Dominicotex scheint hierbei aber nochmals deutliche weniger merkliche Knicke bzw. Falten aufzuwerfen als das Skytex. Der Kagoo ist mit komplett unummantelten Leinen ausgestattet; da der Schirm allerdings nur 3 Leinenebenen mit jeweils zwei Stammleinen besitzt, ist das Sortieren dennoch äußerst einfach; die üblichen Probleme welche gerne bei Schirmen mit unummantelten Leinenmaterial auftreten (Kringeln der Leinen, leichtes Einfangen von Ästchen und Zweigen im alpinen Gelände) sind erfreulicherweise beim Kagoo überhaupt nicht aufgetreten. Dank der diversen Maßnahmen zur Gewichtsersparnis - hierzu gehören auch relativ filigran anmutende Tragegurte - besitzt der Kagoo ein Gewicht von nur 2900g laut Herstellerangabe; die Messung mit der eigenen Briefwaage ergab allerdings ein tatsächliches Gewicht von 3020g - also in Realität ca. 700g leichter als die Standardversion. Dieser Gewichtsunterschied wird jedoch relativ teuer erkauft, ist doch der Kagoo ganze 600€ teurer als der Spiruline. Wem allerdings der Gewichtsunterschied wichtig ist,  oder wer vielleicht ein deutlich kleineres Packmaß sucht, für den mag der Kagoo eine lohnende Investition sein.

Am Startplatz ist der Kagoo sehr schnell ausgelegt und startbereit gemacht. Im Gegensatz zu Schirmen welche zur (noch extremeren) Gewichtsersparnis Dyneema-Leinen als Tragegurtersatz verwenden - wie z.B. Gin Yak oder Dudek Zakospeed - benutzt der Kagoo 12mm breite "Gurte", welche sich nicht in sich selbst verdrehen bzw. verschlaufen können. Dies erleichtert aus meiner (persönlichen) Sicht die Startvorbereitungen deutlich, allerdings führt dies unter anderem auch dazu, dass der Kagoo zwar sehr leicht aber dennoch schwerer baut als z.B. der Yak. Einmal eingehängt geht das Starten quasi wie von selbst. Die leichte Kappe steigt auch bei sehr wenig Wind absolut leichtgängig über den Piloten, Rückwärtsstarts sind so also fast immer möglich. Auch beim Vorwärtsstart verhält sich der Kagoo vorbildlich. Innert weniger Schritte ist die Kappe über dem Piloten, ein leichtes Anbremsen und ein paar weitere schnelle Schritte und der Schirm geht in sein prädestiniertes Element über. Dass auch mit dem Kagoo bei Nullwind schneller angelaufen werden muss als mit einem "großen" Gleitschirm versteht sich von selbst und ist klassentypisch. Dennoch vermittelt der Kagoo den Eindruck eines echten "Hybriden", da er sich doch außergewöhnlich gut starten lässt für einen Minischirm. Die etwas größere Fläche und das leisstungsfähige Profil leisten hierzu wohl ihren Beitrag.

In der Luft verhält sich der Kagoo solide, auch wenn die leichte Kappe in der starken Frühjahrstermik doch nicht vernachlässigbar in sich arbeitet. Ein aktiver Flugstil macht hier - selbstredend -das Leben deutlich angenehmer, wobei auch schon ein einfaches Anbremsen des Schirmes einen sehr positiven Effekt hervorruft und die Kappe deutlich "satter" durch die Luft gleiten lässt. Auffällig hierbei ist, dass der Kagoo im Vergleich zu z.B. einem Niviuk Zion relativ "viel" Spiel in den Bremsleinen besitzt und von mir deswegen um zwei bis drei Finger gewickelt geflogen wurde; dies ist aber wahrscheinlich eine Frage der Gewöhnung. In der Thermik selbst verhält sich der Kagoo dann erstaunlich Gleitschirm-ähnlich; wie leicht der Schirm ins Steigen zu bringen ist hat mich wirklich verwundert. Dies ist sicherlich im Vergleich zum, rein anwendungstechnisch gesehenen Konkurrenten "Yak" einer der größten Unterschiede - nebst der reinen Gleitzahl. Diese liegt beim Kagoo deutlich über Yak & Ski'm und konkurriert relativ exakt mit der des Niviuk Zion, welcher aber aus meiner Sicht nicht so sehr willig ist sich mit dem Phänomen der Thermik auseinanderzusetzen. Etwas negativ fällt am Kagoo der kurze Verstellweg der Trimmer an der C-Ebene auf; dieser liegt bei wenigen Zentimetern, was zwar bei vielen Schirmen der offenen Klasse nicht anders ist - ich persönlich aber speziell bei einem Minischirm nicht für vertrauenserweckend erachte (Stichwort: Sensitivität der Flugeigenschaften auf Vertrimmung der Kappe). Ob diese Skepsis angebracht ist oder nicht sollte wohl anderenorts diskutiert werden; mir persönlich erscheint jedenfalls ein Verstellweg der Trimmer von größer 10cm (wie z.B. bei Spitfire, Zion, Ski'm) nicht nur vertrauenswürdiger sondern ist defacto auch einfacher in der Handhabung.

Extrem positiv fällt das dynamische Handling des Kagoo aus. Für die doch relativ "große" Größe von 18.45m2 ist der Kagoo sehr wenig um die Rollachse gedämpft und begeistert hier durch seine Agilität. Speziell in endlosen Wingovern wird der kleine Kagoo - dessen Namensvetter in der Natur ja nicht einmal flugfähig ist  - zur reinen Spaßmaschine. Alles in allem hat Little Cloud mit dem Kagoo einen witzigen Schirm an den Markt gebracht, welcher in den Flugeigenschaften identisch zum Spiruline 2012 ist, allerdings nur etwa 3kg Gewicht auf die Waage bringt und ein sehr geringes Packmaß aufweist. Wer nicht nur nach der Bergtour ins Tal sausen möchte sondern auch bei noch "moderaten" Bedingungen soaren oder eventuell auch Thermikfliegen möchte, für den ist der Kagoo sicherlich eine Überlegung wert.

Technische Details:
Konzept: Drei-Ebenen Gleitschirm-Hybrid in Leichtbauweise (2A, 2B, 2C), Trimmer C-Ebene
Erhältiche Größen: 18.45m2
Streckung: 4,55
Gewicht: 2,9kg (Herstellerangabe), 3,02kg (eigene Messung)
Beleinung: Stamm: DC200 200kg dynema heatstretch, Mitte: DC160 150kg dynema heatstretch, Galerie BRAIDTECH DC160 dynema heatstretch.  
Zertifikation: n.v.
Abfluggewicht: 65kg-100kg

weitere Infos unter: www.littlecloud.de