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Alpine Peak von U-Turn

 

 

15.09.2009

 

Ernst Strobl der Chefdesigner von U-Turn, ist wohl gerade langjährigen Gleitschirmfliegern noch gut in Erinnerung. Strobl war einer der ersten Gleitschirmpiloten die sich Mitte der achtziger Jahre mit den damaligen Flatterkisten vom Wallberg am Tegernsee regelrecht in die Tiefe stürzten. Strobl sagte mal zu mir, "wer nach seinem Sturzflug über dem Landeplatz noch einen Kreis machen konnte war der King". Von all dem ist nichts mehr geblieben. Strobl wurde bald Testpilot und Wettkampfflieger, gründete eine eigene Firma und ist heute zusammen mit Thomas Vosseler Inhaber von U-Turn. Viele Innovationen gehen auf sein Konto, darunter auch die "Automatische Flug Stabilisierung"  AFS.

In der Produktpalette von U-Turn findet man heute auch einen Leichtschirm, den Alpine Peak. Mit 4,3 kg in der Größe M (80 - 110kg Startgewicht) und einem akzeptablen Packmaß ist der Alpine Peak, was diese Parameter betrifft, in jedem Fall auch ParaAlpin tauglich. Die Gewichtseinsparung gegenüber dem Emotion, von dem der Alpin Peak abgeleitet ist, zieht sich quer durch das ganze Fluggerät ist aber nicht bis zum Letzten ausgereizt.


Das Bodenhandling ist insgesamt recht einfach. Die oberste der drei Leinengalerien ist mit nicht ummantelten Leinen ausgestattet und sollte beim Sortieren etwas beachtet werden, besonders aber die Stabiloleine die oben eine 8fach Vergabelung hat.

Der Start  stellt an Piloten keine besondere Anforderung. Mit nur wenig Zug  an den A-Gurten steigt der Flügel gleichmäßig über den Piloten und muss am Scheitelpunkt kaum angebremst werden. Steht der Flügel nicht senkrecht über dem Piloten ist er auch einfach und stressfrei zu korrigieren.

Im Flug ist die passive Sicherheit auffallend. Der Alpine Peak ist in allen Achsen gut gedämpft. Durch Turbulenzen lässt sich der Schirm, vielleicht auch dank AFS, nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Und wenn doch?? Der Flügel reagiert selbst nach großen nur mit langsamen Wegdrehen, was auch mit einfachem Gegenbremsen stabilisiert werden kann. Das Öffnungsverhalten ist tadellos. Die Mitte öffnet zügig, die letzten Zellen etwas langsamer, was wiederum das Risiko eines Gegenklappers deutlich mindert. Inwieweit das bereits erwähnte AFS bei der Stabilität eine Rolle spiel kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen.

Peter Geg von der Oase Flugschule erklärt das AFS so:

<Das Automatische-Flug-Stabilisationsystem AFS wirkt in begrenzter Weise wie aktives Fliegen  des Piloten der am Alpine Peak dranhängt. Technisch gesehen funktioniert es relativ simpel. Die Segel-Hinterkante hat eine eingearbeitete Vorspannung die das Segel rafft bzw. leicht anbremst sobald nicht der normale Innendruck in der Kappe herrscht.  Dies ist der Fall wenn die Kappe entlastet oder zu entlasten beginnt, was öfters mal bei einem unhomogenen Startlauf oder  durch Turbulenz bedingt beim Fliegen vorkommt. Das AFS  gleicht kleine bis mittlere Störungen  dann zu einem gewissen Grad automatisch einseitig oder beidseitig  aus. Grobe Störungen müssen aber nach wie vor durch aktives fliegen, bzw. durch richtige Korrektur mit den Bremsen ausgeglichen werden.>

 

In der Thermik fliegt sich der Alpine Peak sehr schön. Der Flügel braucht relativ viel Bremse und reagiert auch leicht verzögert auf die Steuerimpulse. Hat der Schirm jedoch die erforderliche Schräglage erreicht, kann der Pilot die Bremse wieder etwas nachlassen um den gewünschten Radius zu halten. Die Steigeffizienz des Flügels ist außerordentlich gut. Selbst schwach steigende Luftmassen setzt der Alpine Peak sehr gut in Höhe um.

Abstiegshilfen: Die Sinkrate beim Ohrenanlegen liegt etwa bei 3,5 - 4 m/s, beschleunigt ca. 1 Meter mehr. Das Anlegen der Ohren wird durch die eingebaute Ohrenanlegehilfe zwar deutlich erleichtert, in Leichtschirmen wegen der ohnehin nicht so einfachen Gewichtseinsparung m. E. eine eher überflüssige Spielerei. Die Ausleitung erfolgt selbständig mit leichter Verzögerung und kann durch leichtes symmetrisches Anbremsen beschleunigt werden.

Der B-Stall ist sowohl in der Einleitung wie auch in der Ausleitung völlig unproblematisch. Der Flügel kippt beim Strömungsabriss kaum nach hinten und auch beim Anfahren nur sehr wenig nach vorne. Problematisch ist, zumindest für Piloten mit kürzeren Armen, die Leinenschlösser der B-Gurte wegen ihrer Überlänge zu erreichen. Die Sinkrate liegt bei ca. 8m/s.

Die Steilspirale verlangt, zumindest für die Einleitung schon einen deutlichen Zug an der Bremsleine. Mit Gewicht und Bremse ist der Flügel nach etwa einer Umdrehung in der Spirale und die Bremsleine kann wieder etwas nachgelassen werden. Sinkwerte von 15 m/s sind mit dem Alpine Peak leicht zu erreichen, wer die Spirale gut beherrscht auch darüber. Die Ausleitung, besonders bei hohen Sinkwerten sollte über mehrere Umdrehungen erfolgen.

Resümee: Nicht nur wegen Gewicht und Packmaß sondern auch Startverhalten, Flugeigenschaften und die hohe passive Sicherheit lassen den Alpine Peak für ein breites Feld von Piloten interessant sein. ParaAlpinisten, Wenigflieger, Flugschüler, aber auch Piloten die von ihrem Hausberg mal die Hinterkante zeigen wollen, werden von den Vorzügen des Flügels profitieren.

Besonderheiten: An vielen Landeplätzen konnte ich schon beobachten, wie Piloten ihren Schirm beim Zusammenlegen Zellwand auf Zellwand legen um die Mylarversteifungen zu schonen.

U-Turn hat seinen Gleitschirme mit kleine Schlitze in die Versteifungen versehen, um diese mit einem Klettband zu fixieren und gegen Verrutschen zu sichern.

 

Vielen Dank an Peter Geg, Inhaber der Oase Flugschule der mir für die Testflüge einen Alpine Peak zu Verfügung stellte.

 

 

 

Fotos: Christoph Reiter und Peter Boley