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Insinia von MCC

14.06.2011

Bilder vom Insinia

Es ist schon interessant, wie Alexandre Paux immer wieder versucht Grenzen zu durchbrechen und es ihm auch immer wieder gelingt. Dass er ein Meister in Sachen leichte Gleitschirme ist, ist unbestritten. Einen EN/LTF C in der Größe M (80 - 100 kg Startgewicht) mit 59 Zellen und einem Gewicht mit 4,47 kg nach eigener Messung lässt sicherlich viele ParaAlpinisten die Ohren spitzen. Durch den Einsatz des neuen Skytex 32 wurde es erst möglich dieses sensationelle Gewicht zu erreichen.
Pate stand der Erfolgsflügel Antea 2, natürlich auch von Alexandre konstruiert. Planform und Streckung sind bei beiden Modellen gleich. Nach Angaben von Paux sind die Hauptunterschiede Profil, Spannung und Bremsspinne. Vergleicht man die beiden Flügel fällt auf, dass der Insinia gegenüber dem Antea 2 ruhiger ist. Das Drehverhalten wurde lt. Konstrukteur für die Thermik optimiert. Wichtige Unterschiede sind natürlich im Materialmix aber auch in den Gewichtsbereichen zu finden.
Meine Erfahrungen mit dem Flügel:
Ich flog den Insinia M mit einem Startgewicht von 100 kg im obersten Bereich. Das Bodenhandling ist mit dem Insinia grundsätzlich einfach. Lediglich den unummantelten Leinen in der obersten Galerie und der Bremsspinne sollte man bei der Startvorbereitung etwas mehr Beachtung schenken. Die 4 Leinenebenen sind farblich getrennt und recht übersichtlich. Am Startplatz liegend, schaut der Flügel ziemlich gestreckt aus. Die ausgelegte Streckung mit 5,5 Punkten und die projizierte mit 4,28 lässt jedoch sofort den Verdacht aufkommen, dass es sich in Bezug auf passive Sicherheit um keine Höllenmaschine handelt.
Das Startverhalten ist exzellent. Die Kappe steigt schön gleichmäßig in den Scheitelpunkt ohne dabei eine Tendenz zum Überschießen zu zeigen. Auch bei viel Wind reicht ein kurzer Bremseneinsatz.
Im Flug erweist sich der Insinia, tatsächlich als ein eher gemütlicher Flügel, reagiert aber trotzdem sehr präzise auf die Steuerausschläge des Piloten. Mit einer Trimmgeschwindigkeit von 38 km/h liegt er genau richtig um Aufwinde nicht einfach zu zersägen, sondern diese bestens zu zentrieren und nutzen zu können. Die Umsetzung thermischer oder dynamischer Aufwinde in Höhe beherrscht der Insinia mit Bravour. Trotz relativ guter Rolldämpfung ist das Feedback des Insinia gut. Vertikale Luftströmungen lassen sich mit dem Flügel gut erfühlen, ohne dabei gleich aus der Flugbahn geworfen zu werden. Sowohl beim Eintritt als auch beim Verlassen von Thermikbärten reagiert der Schirm ohne nennenswerte Nickbewegungen.
Beeindruckend ist die Vmax. Das leichtgängige Speedsystem beschert dem Insinia eine Geschwindigkeitszunahme von 20 km/h und das auch ohne ein aerodynamisches Idealgurtzeug. Dabei hatte ich den Eindruck, dass der Flügel auch bei dieser hohen Geschwindigkeit noch sehr gut gleitet.
Auf Deformationen bis 50% reagiert der Flügel eher gelassen. Über 50% wird er schon etwas dynamischer, die Nick- und Rollbewegung wird deutlicher, lässt sich jedoch gut stabilisiern. Bei allen provozierten Klappern zeigte der Insinia ein weiches Öffnungsverhalten.
B-Stall: Die Einleitung dieser Abstiegshilfe erfordert nicht allzu viel Kraftaufwand. Der Flügel kippt dabei mäßig nach hinten und kommt sofort wieder über den Piloten. Die von mir erreichten Sinkwerte von max. 10,7 m/s sind beachtlich. Dabei bleibt der Schirm auch stabil. Bei schneller Ausleitung schießt der Flügel etwa 20 Grad nach vorne und nimmt sofort wieder Fahrt auf.
In der Steilspirale erreicht man bei einer zügigen Einleitung nach einer Umdrehung bereits Sinkwerte von 10 m/s. In weiterer Folge können die Sinkwerte, ja nach Steuerleinenzug, bis auf Werte von 16 - 17 m/s gesteigert werden. Die Einleitung der Steilspirale ist einfach, die Ausleitung erfolgt bei neutraler Sitzposition des Piloten selbständig.
Resümee: Mit diesem leistungsstarken und gut handelbaren Flügel hat Alexandre Paux eine wichtige Lücke bei den Leichtschirmen geschlossen. Das Leistungsplus wurde nicht etwa durch Reduzierung der Leinenebenen oder Einsatz von Stäbchen im Nasenbereich erziehlt, sondern durch eine bestmögliche Optimierung des Profils. ParaAlpinisten mit einer gewissen Flugerfahrung werden die Vorteile diese neuen Sportklasseflügels zu schätzen wissen und ihre Freude daran haben.
Die technischen Daten und weitere Infos sind auf der Seite von MCC zu finden.