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  Skylight Tourist

Skylight Tourist von Sky Paragliders

Text und Bilder von Markus Berger

20.07.2012

Skylight tourist L


Im Juni 2012 hatte ich die Möglichkeit das Gurtzeug Skylight tourist L in der neuesten Ausführung von Sky zu testen. Generell stellt sich bei der Wahl solcher Wende-Leichtgurtzeuge die erste prinzipielle Frage: Wie weit soll die Gewichtsreduktion gehen, sicher nicht mit wesentlichen Einbussen der Flugsicherheit? Die zweite prinzipielle Frage ist: entweder Protektor oder integrierter Retter? Und die letzte Frage ist: Sitzbrett oder nicht?
Das Skylight tourist ist ein Bergsteigersitzgurt ohne Sitzbrett als Wendegurtzeug konzipiert und mit im Zentrum unter dem Piloten integriertem Retter in Leichtbauweise. Die Verarbeitung ist durchwegs gut. Die Wahl der tragenden Gurte ist leicht und ausreichend dimensioniert, so dass eine Prüflast von 100kg erreicht wurde. Die nicht tragenden Gurtbänder sind durchwegs von zu dünner Bauart, sodass diese ohne Belastung durch die Schliessen rutschen, ein robusteres Gurtband wäre nicht von relevant höherem Gewicht gewesen. Erfreulich ist die Wahl für den neuen Stoff, der strapazierfähig und von guter Qualität bei geringem Gewicht ist. Eine ca. 12x10cm grosse Tasche mit Reissverschluss zum sicheren Verstauen von Schlüssel und Smartphone/ Handy wäre eine noch erfreuliche Funktion. Design ist Geschmacksache, für mich ist dieses Gurtzeug in schwarz, grau und gelb sehr ansprechend.
Beim Aufrüsten des Sitzgurtes mit dem Retter ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Gut, dass man dies nur einmal machen muss, denn der Rettercontainer mit 5 Blättern und einem Splint ist sehr knapp bemessen. Es findet sich darin nur Platz für Leichtretter, was aber sonst einbauen? Der findet beim Wenden Platz im unteren Teil des Rucksacks. Ich habe dann den vorgesehenen Sicherungsgummi des Rettersplints nicht benützt, da die benötigten Kräfte zur Probeauslösung erheblich hoch waren. Wirklich hervorheben möchte ich das Plus einer Schulteraufhängung des Retters mit vorbildlicher Tunnelung der Verbindungsleine, die zu den üblichen Maillon Rapid Karabinern führen.
Der Tragekomfort des Wenderucksacks hat mich positiv überrascht, da die Schultergurte sehr weich wirken und ich Sorge hatte diese könnten bei Belastung einschneiden. Die Länge des Tragesystems korreliert schön mit der Grösse des Sitzgurtes und ergibt eine angenehme Auflage und Höhe. Die Belüftung ist artgemäss nicht besonders gut, kann aber im Leichtgewichtssegment nicht besser realisiert werden. Ich persönlich hätte die Volumenvergrösserung mittels Reisverschluss nicht benötigt, denn das Volumen ist ausreichend und mit 2 paarigen Seitenbändern gut fixierbar und reduzierbar, gerade hier wäre Arbeitszeit und Gewicht zu sparen. Vermisst habe ich einen Brustgurt an den Trageguten, der noch erheblich zum Tragekomfort beigetragen hätte. Die Arm-/ Handschlingen sind der Länge nach zwar gut, der Fixationspunkt hätte für meine Körpergrösse aber mehr als 5 cm höher zur Schulter gelegen sein können. Als wirklichen Mangel habe ich das zu dünne Band zur Fixierung des Hüftgurtes empfunden, das bei geringer Last immer wieder durchrutscht und ineffizient ist. Dennoch wirkt der Rucksack auch im leichten Fels nicht als störend.
Wie verhält sich das Skylight tourist im Flug? Das Anlegen offenbart ein weiteres deutliches Plus: kein fummeliges Einfädeln der Beine, die Sitzschlaufen verfügen über zwei leichte Aluminiumsteckschnallen. Diese fallen nicht wirklich ins Gesamtgewicht und verbessern das Handling enorm. Der weitenverstellbare Brustgurt mit Leichtschliesse aus Aluminium ist problemlos, eine Rausfallsicherung gibt es nicht. Ein weiteres Plus zeigt sich schon beim Anlegen, als auch im Flug: die gut ausgeformte Schulterpartie, nicht nur zwei Sicherungsbänder, richtige komfortable Schultergurte im System eines Durchlaufgurtes. Und wohin nun mit dem Vario (hier Solario Rentschler)? Wie häufig bei den Sitzgurten der Firma Sky sucht man einen Velcroflausch vergebens.
Das Starten ist problemlos, die Lauffreiheit in keiner Weise behindert und ab in die dritte Dimension. Die Länge der Beinschlaufen mit guter Polsterung ist genau richtig. Etwas ungünstig positioniert ist das Band zur Fixation der beiden Beinschlingen, hier würde ein weiter zu den Knien und etwas tiefer angesetztes Band aus einem besserem Gurtmaterial die Adduktoren mehr schonen, was nach einem längeren Aufstieg besonders ins Gewicht fällt. Was flattert denn da? Mein Schreckmoment: der Beschleuniger flattert genau hinter dem Rettungscontainer! Das ist meiner Meinung nach sicherheitsrelevant und benötigt eine dringliche Lösung. Wie andernorts bewährt habe ich die Beschleunigerleinen, mittels Tanka-Verschlüssen vor dem Metallring, gesichert. Man sitzt bei eher hohem Aufhängungspunkt bequem, auch für längere Flüge, und ermüdungsfrei im Gurtzeug ohne an Agilität wesentlich einzubüssen. Die Reaktionen des Schirmes wirken eher gedämpft auf den Piloten ein. Der Brustgurt kann in seiner Weite entsprechend den thermischen Bedingungen variiert werden. Also gegen den Wind und ins Speedsystem. Da bin ich doch überrascht, denn dank der Wahl der Schnur des Beschleunigers läuft dieser ohne zu grosse Kraftanstrengung durch die jeweils paarigen zwei Metallringe. Wäre es denn nicht trotzdem ohne erheblichen Gewichtszuwachs möglich gewesen die oberen beiden Metallringe durch kleine Rollen zu ersetzen?
Wieder einmal danken möchte ich Martin Schwarz vom Flightclub in Penzberg, dass der mir dieses Gurtzeug zur Verfügung gestellt hat und meine Anregungen an den Hersteller weitergeben wird.

Mehr infos gibt es unter der Website von Sky Paragliders: