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Everest von U-Turn vom Everest 10.09.2013 Leichtschirme gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. An richtige Bergsteigerschirme wagen sich jedoch nur wenige Hersteller heran. Ernst Strobl, ein Altbekannter aus der Fliegerszene, Geschäftsführer und Konstrukteur von U-Turn, hat diesen Schritt gemacht und einen wirklich tollen Flügel für uns ParaApinisten gebaut. Bodenhandling: Es fällt natürlich sofort auf, dass der Everest kein Leichtschirm sondern ein richtiger Bergsteigerflügel ist. Besonders die Tragegurte aus 6mm Keflarschnüre die Ozone erstmals um die Jahrtausendwende beim Peak verwendete, kamen hier wieder zum Einsatz. Gewöhnungsbedürftig sind sie allemal, ein Hindernis stellen sie jedoch keinesfalls dar. Die Leinen sind in allen Ebenen unummantelt. Besonders die wenigen Stammleinen des Hybrid Dreileiners fallen wie von selbst auseinander. Die in den oberen Galerien immer dünner werdenden Leinen muss man beim Sortieren allerdings schon im Auge behalten. Für den Start mit dem Everest braucht der Pilot kein Experte zu sein. Die Kappe füllt sich gleichmäßig bis in die Flügelenden und steigt zwar nicht rasant aber doch recht zügig über den Piloten. Bei normalen Windverhältnissen ist ein Anbremsen kaum nötig. Trotz der etwas höheren V trimm ist die Abhebegeschwindigkeit im leicht "erlaufbaren" Bereich. Was der Everest beim Start nicht mag ist ein Anreißen oder Hineinlaufen in die Leinen. Dies ist auch absolut unnötig, denn die leichte Kappe steigt selbst bei null Wind mit nur leichtem Zug problemlos in den Scheitelpunkt des Piloten. Was mich mit dem Everest in der Luft erwarten würde, war ich sehr gespannt, denn als Max Kiefersauer von der Flugschule Adventure Sports den Flügel über die Ladentheke schob, gab mir gleich eines mit auf den Weg: "Das ist ein super Gerät, das ist der beste Bergsteigerschirm den es zurzeit gibt".
Ich dachte mir: Na Max, schaun wir mal. Nicht überrascht hat mich das wie oben beschriebene wunderbare Startverhalten, genau so wenig das feine und direkte Handling des Everest. Geflogen bin ich den 23er mit unterschiedlichen Gurtzeugen, auch Schlaufengurtzeuge und einem Startgewicht von 98 - 105 kg. Der Everest reagiert auf Steuerimpulse absolut präzise und verzögerungsfrei. Die erste Überraschung für mich war dann aber die Steigleistung in der Thermik. Trotz der relativ hohen Belastung von 4,5 kg/m² hatte ich gegenüber den aktuellen Flügeln überhaupt keine Nachteile, ganz im Gegenteil, bei kleinflächiger Thermik durch den kleinen Kurvenradius sogar Vorteile. Der Steuerdruck liegt dabei anfänglich im mittleren Bereich und nimmt nach gut 20 cm progressiv zu. Durch die gute Wendigkeit reichen diese 20 cm für den normalen Thermikflug jedoch völlig aus. Das Feedback des Flügels ist trotz guter Rolldämpfung, sowohl auf die Bremse als auch auf das Gurtzeug ausgesprochen gut. Die nächste Überraschung die der Everest zu bieten hatte war seine Gleitleistung. Bei meinen 13 Flügen mit dem Everest, musste ich immer wieder feststellen, dass der Flügel ein richtig gutes Gleiten an den Tag legt, besonders bei meinen Hochtouren auf den Gabler und dem Wilden Freiger in Richtung Süden wo es jeweils ein recht weiter Weg bis zum Talschluss ist, kam ich durchwegs deutlich höher an wie mit den bisher geflogenen Bergsteigerflügeln Die Trimmgeschwindigkeit lag dabei bei gut 40 km/h, mit dem Speedsystem legt der Everest nochmal etwa 10 - 12 km/h zu. Abstiegshilfen: Der Everest lädt eigentlich mehr zum Fliegen als zum Absteigen ein. Dennoch hab ich diese auch ein wenig ausprobiert und bin zu folgendem Ergebnis gekommen. Der B-Stall geht anfänglich recht schwer zu ziehen. Liegt sicherlich auch an der etwas höheren Flächenbelastung und dass bei Dreileinern (auch Hybrid) die B-Ebene oft näher am Druckpunkt liegt. Nach wenigen Zentimetern Zug reißt die Strömung sauber ab, der Flügel taucht nur wenig nach hinten ab und geht in einen stabilen Sinkflug über. Der maximale Sinkwert lagen dabei bei erstaunlichen 9,5 Meter. Bei der Ausleitung nimmt der Flügel ohne Verzögerung sofort wieder Fahrt auf und nickt dabei mäßig weit nach vorne. Die Einleitung der Steilspirale geht mit dem Everest recht zügig. Für eine Sinkgeschwindigkeit von über 14m/s braucht der Flügel keine 2 Umdrehungen, auch 18 - 20m/s sind mit dem Everest recht bald erreicht. Auch bei hohen Sinkgeschwindigkeiten ist eine saubere Ausleitung problemlos durch leichtes Nachdrücken der Innenseite kurz vor dem Ende der Spirale möglich. Eine Neigung zur stabilen Spirale konnte ich nicht feststellen. Bei provozierten Klappern bis zur Hälfte des Flügels stellt der Everest keine großen Ansprüche. Der Flügel ist gut kontrollierbar und mit wenig Bremse leicht auf Kurs zu halten. Bei Klappern von 60% und mehr geht der Everest etwas auf die Nase und öffnete dann durchwegs schlagartig ohne einen Gegenklapper zu kassieren. Resümee: Ziel von Entwickler Ernst Strobl war es einen echten Bergsteigerschirm zu bauen der sich von den heute auf dem Markt befindlichen Produkten deutlich abhebt. Das ist ihm mit dem Everest auch bestens gelungen. Dabei gelang es ihm nicht nur einen Flügel mit wenig Gewicht in die Welt zu setzen, sondern ihn auch in Sachen Steig und Gleitleistung in dieser Kategorie auf die Überholspur zu bringen. Dazu noch ein einfaches Startverhalten, ein ausgewogenes Verhältnis von Wendigkeit und Rolldämpfung und nicht zuletzt ein Materialmix der Langlebigkeit verspricht, machen den Everest nicht nur Hochtouristen, sondern für jeden der gerne mit wenig Gewicht zum Fliegen geht, interessant. Max hatte jedenfalls Recht behalten und ich freu mich für ihn und nicht nur für ihn :-) Ergänzung: Auch wenn sich der von mir getestete 23er im Klappverhalten recht gutmütig zeigt, eine gute Rolldämpfung und eine eher geringere Streckung aufweist, ist der Flügel keine Option für Anfänger und Wenigflieger. Die Größen 19/21 und 23 liegen, lt. Ernst Strobl, bei Vollbelastung im unteren EN/LTF-C Bereich, bei niedriger und mittlerer Belastung im oberen EN/LTF-B Bereich. Weitere Infos auf der U-Turn Everestseite Anmerkungen:
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