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  Nuptse 5

Nuptse 5 von Kimfly

Bilder: eigene und von Stefan Reinhard

4.06.2012

Bei der Namensgebung war sich die Slowenische Gleitschirmschmiede "Kimfly" nicht ganz schlüssig. Soll der neue Bergsteiger einen neuen Namen bekommen, oder soll man den altbewähren beibehalten.
Die Überlegung ist nicht ganz unbegründet, denn Michael Nesler, der Designer des Flügels hat dem Nuptse 5 ein völlig neues Konzept verpasst, da blieb, außer die Namensgleichheit, kaum was übrig was den Nuptse 5 mit seinem Vorgänger verbindet.
Nach Angaben von Kimfly wird im Nuptse 5 erstmals bei einem Bergsteigerschirm ein Profil verwendet, welches ursprünglich für Zweileiner-Hochleister entwickelt wurde. Mit vier Leinenanlenkpunkten versehen kommt man so in den Genuss der Vorteile dieser Profile: 
- Sehr gute Gleitleistung und sehr spurtreu
- Extrem stabil, auch im Schnellflug
- Sehr sicheres Starten, da man auch bei zuviel Zug auf den A-Gurten kaum einen Frontklapper riskiert. 
Dank der vier Anlenkpunkte, davon die A sehr weit hinten, konnten wir die Nachteile dieser Profile komplett eliminieren.
Die Stäbchen in der Anströmkante, Hybrid-3-Leiner System und das bewährte Tuch von NCV ermöglichen eine kompromisslose Leichtbauweise.  

Meine Erfahrung mit dem Nuptse:

Ich flog den Nuptse 5/26 mit 100 kg Startgewicht an der oberen Kante. Lt. Sandi, dem Chef von Kimfly, ist der Flügel im hohen Gewichtsbereich einfach schöner und direkter zu fliegen. Als Gurtzeug verwendete ich das Connect Reverse.

Startvorbereitung und Start

Die Startvorbereitungen gestalten sich mit dem Nuptse 5 recht einfach.
Die 3 A / 3 B (+ 1 Stabiloleine) und 3 C Stammleinen haben keine Kringelneigung und fallen fast von alleine auseinander. Sowohl Leinen als auch die Tragegurte sind übersichtlich und farblich getrennt. Lediglich auf die unummantelten Leinen im Galeriebereich sollte der Pilot etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Auslegeform spielt für den Start so gut wie keine Rolle.
Beim Aufziehen zeigen Stäbchenschirme generell ein recht ansprechendes Verhalten. Der Vorgänger des N 5 war schon ein guter Starter und dies wurde unter anderem durch den Einsatz von Stäbchen nochmal eindeutig verbessert. Die Kappe füllt sich schön gleichmäßig und steigt mit mittlerer Geschwindigkeit über den Piloten. Im Scheitelpunkt muss der Flügel bei null Wind kaum, bei viel Wind ein wenig angebremst werden. Gerade bei null Wind hat mich der Flügel besonders überrascht. Bereits mit leichtem gleichmäßigem Zug steigt die Kappe ohne Verzögerung in den Scheitelpunkt.

Flug

An der oberen Belastungsgrenze geflogen, kann man mit dem Nuptse 5 ein deutliches Plus am Trimmspeed verzeichnen. Nach meiner Messung war ich bei ruhiger Luft mit etwa 39 - 40 Km/h unterwegs. Mit dem etwas schwer gängigen Speedsystem erzielt man einen Geschwindigkeitszuwachs von ca. 9 - 10 km/h. Auch die Spurtreue des Nuptse 5 hat sich gegenüber seinem Vorgänger verbessert. Der Leistungssprung ist selbst für den Normalpiloten deutlich erkennbar und das sowohl in der Gleitleistung als auch im Steigen gerade in schwacher Thermik. Beim Einfliegen in die Thermik verhält sich der Flügel vorbildlich. Es gibt kein lästiges und leistungsminderndes Anbeißen oder Aufstellen, die Kappe bleibt um die Querachse absolut neutral. In die Thermik eingeflogen macht es der N 5 dem Piloten leicht das beste Steigen zu finden. Sowohl über das Sitzbrett als auch über die Bremse zeigt der Flügel zuverlässig an wo es in Richtung Wolkenbasis geht. Die Steuerkräfte nehmen nach 15 - 20 cm deutlich zu. Mit Gewichtsverlagerung und sehr wenig Bremse lässt sich der Nuptse 5 fast ohne Schräglage elegant nach oben zirkeln. Der Flügel reagiert recht präzise auf die Steuerausschläge bzw. die Gewichtsverlagerung des Piloten.

Klappverhalten

Die A-Ebene wurde bei diesem Hybrid Dreileiner um etwa 20 cm nach hinten versetzt. Die Folge dieser Rückversetzung ist, dass diese Ebene in einem Bereich angebracht wurde, wo der Auftrieb schon relativ hoch ist. Verglichen mit Schirmen deren A- Ebene sehr viel weiter vorne angebracht ist, erfahren diese Flügel eine ungeahnte Verbesserung der Klappstabilität. Bei einem meiner Flüge mit dem Nuptse 5 herrschten ideale Bedingungen um diese Klappstabilität zu testen. 25 - 30 km/h Wind, durchsetzt mit gut zerrissener Thermik. Das Ergebnis nach 2 Stunden: Keinen einzigen Klapper und auch keine Ansätze davon. Auf kleinere provozierte Klappern bis 40%, reagiert der Flügel kaum. Wie zu erwarten, beantwortet der Nuptse 50%ige und höhere Deformationen der Kappe mit deutlichem Nicken und Wegdrehen zur eingeklappten Seite. Eine Stabilisierung des Flügels ist jedoch einfach und erfordert nur gemäßigten Bremseneinsatz. Die Öffnung erfolgt recht zügig und ohne Tendenz zu Gegenklappern.

B-Stall

Durch die farbliche Kennzeichnung und die auf drei Ebenen reduzierten Tragegurte ist eine Verwechslung der zu ziehenden Gurte kaum möglich. Das Herunterziehen der B- Gurte erfordert auf den ersten Zentimetern relativ guten Zug, im weiteren Verlauf wird es deutlich weniger. Die Kappe kippt beim Abriss der Strömung kaum nach hinten, entleert dabei recht gut und beschert dem Piloten relativ ordentliche Sinkwerte von bis zu 10 m/s. Während des Sinkfluges bleibt der Flügel erstaunlich ruhig. Nach einer zügigen Freigabe nimmt die Kappe auch schnell wieder Fahrt auf.

Steilspirale

Das Einleiten der Steilspirale geht mit dem Nuptse recht zügig. Mit gezogener Bremse und Gewicht erreicht man bereits nach 2 Umdrehungen Sinkwerte über 14 m/s. Spitzenwerte von 18 m/s sind kein Problem, wahrscheinlich geht auch noch ein bisschen mehr. Die Ausleitung aus einer Spirale mit hoher Sinkrate sollte in jedem Fall über mehrere Umdrehungen erfolgen. In der Summe ist sowohl Ein- als auch Ausleitung der Spirale recht einfach. Der Nuptse 5 zeigte keine Tedenz zur stabilen Spirale. Bei neutraler Pilotenposition und offenen Bremsen geht der N 5 von alleine aus der Spirale.

Resümee

Kimfly hat beim N 5, wie bei den Vorgängern beim Materialmix auf Langlebigkeit gesetzt. Die Kappe ist vollständig aus hochwertigem NCV-Material gebaut. Das Obersegel ist aus 40 g NCV Skytex gefertigt, das Untersegel aus 27 g NCV Skytex, die Rippen aus 27 g hard finish NCV Skytex. Das Leinenmaterial stammt von Edelrid und Liros, Einfassbänder von Mouka Tišnov und Metallelemente von Peguet.
Der Nuptse wurde ursprünglich als Bergsteigerschirm entwickelt. Dies ist er natürlich auch jetzt noch in der 5. Generation. Durch zahlreiche innovative Veränderungen ist der Flügel jedoch nicht nur ein Bergsteigerflügel geblieben, sondern hat sich zu einem leistungsstarken Allrounder für Bergsteiger, Hausbergflieger, Streckenflieger und reiselustige Piloten entwickelt.

 

Der Testschirm wurde von Kimfly d.o.o. Pot na Crno 28, 1217 Vodice, Slowenien zu Verfügung gestellt.

Technische Daten und weitere Informationen gibt es auch auf der Seite von www.kimfly.si