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Skin von Niviuk

Text, Bilder und Video: Martin Zech

 

14.09.2015

Wenn man sich auf der Suche nach dem leichtest möglichen Gleitschirmschirm befindet, dann stösst man unweigerlich auf die Familie der “Single Skin”-Gleitschirme. Diese Familie wurde durch den Ozone XXLite in 2012 begründet, welcher sowohl zur damaligen als auch zur heutigen Zeit eine großartige Innovationsleistung darstellt.  Ozone hatte hierbei bewiesen, dass ein Gleitschirm auch ohne Untersegel fliegen kann - und somit eine Menge an Tuch und Gewicht eingespart. Wog damals bereits die 16er Größe fantastische 1.2kg, so war die geringe Trimmgeschwindigkeit ein Problem bzgl. der Praxistauglichkeit des XXLite.

Vier Jahre später haben nun sowohl Air Design als auch Niviuk ihre eigene Interpretation des Single Skin Konzeptes auf den Markt gebracht, wobei wir in diesem Testbericht den Niviuk Skin genauer unter die Lupe genommen haben.

Niviuk hat sich für die Entwicklung des Skins zwei Jahre Zeit genommen – eine Investition die sich rentiert haben sollte. Der Skin ist nun sowohl in verschiedenen Größen erhältlich (16m2, 18m2, 20m2) als auch in unterschiedlich schweren Materialien. Hierbei attestiert Niviuk dem Standardmodell eine absolute Alltags- und Breitentauglichkeit. Wir haben sowohl das Standardmodell in 18m2 (2.6kg) und die Leichtvariante “Plume” in 18m2 (1.8kg), bei einem Abfluggewicht von ca 95kg getestet.

Beim Auspacken wird schnell klar, dass sich der Skin sehr klein packen lässt. Trotz seiner Nitinol-Stäbchen, lässt er sich sehr einfach sowohl Zelle-Zelle als auch Hälfte-Hälfte packen. Ich selbst benutze derzeit den Ozone Saucisse light Packsack für den Skin plume, in welchem er sich in die Größe einer etwas zu groß geratenen A4 Seite bei ca. 5 cm Dicke verpacken lässt. 

Am Startplatz sind die Leinen des “normalen” Skins extrem schnell sortiert, einzig und allein die Comp-Leinen des “Plume” verlangen etwas mehr Achtsamkeit beim Sortieren. Beim Einhängen verhält sich der reguläre Skin wie jeder andere Gleitschirm, der Plume hingegen beeindruckt durch seine extrem schlanken aber eleganten Dyneema-Tragegurte. Hier wurde wirklich auf jedes Detail geachtet – die besten Druckknöpfe verwendet, Keramik-Buchsen für die Bremsleinen eingesetzt, und Loops anstatt Metall-Maillons integriert.

Beim Start schenken sich der “normale” Skin und der “Plume” relativ wenig – beide kommen instantan über den Piloten, und nach wenigen Schritten darf dann auch sofort abgehoben werden. Bei einem der Testflüge wurde bei ca. 15km/h Rückenwind (Bergwind) gestartet – auch dies stellte für den Skin kein grosses Problem dar – ganz im Gegenteil: ich hätte jeden Eid geschworen, dass diese Bedingungen extrem schwer zu starten sein würden – dem war aber nicht so. Die Starteigenschaften des Skin’s sind somit prädestiniert für alpine Abenteuer, wo es nicht selten wenig Anlauf zum Starten gibt. Bereits ab einer leichten Brise lässt sich der Skin – insbesondere aber natürlich der Skin Plume – problemlos rückwärts nach oben führen und somit quasi an Ort und Stelle starten.

In der Luft verhalten sich beide Versionen des Skin’s wiederum ähnlich – einzig und alleine die unummantelten Leinen des Plume’s pfeifen im Fahrtwind wie die jungen Robben an der Beringstrasse im Norden Alaska’s. Ansonsten fliegen beide Versionen des Skin’s wie ein regulärer Gleitschirm. Die Steuerdrücke sind ausgewogen (eher etwas straffer), die Steuerwege sind in etwa wie bei einem LTF-B Schirm. Das Rollverhalten ist ziemlich ungedämpft – weswegen sich wingover oder auch Steilspiralen schnell und einfach erfliegen lassen.

Das Gleiten des 18er Skin ist für die Größe ziemlich bodenständig und kann mit diversen anderen Gleitschirmen gut mithalten. Hier wundert es nicht, dass auf dem Niviuk Skin schon Streckenflüge (Kurt Eder) geflogen wurden – genau danach “riecht” der Skin förmlich. Seine Streckung von 5.5 unterstreicht diese Mutmaßung. Turbulenzen übermittelt der Skin sehr direkt – dies ist zu Anfang eher gewöhnungsbedürftig, allerdings stellt man schnell fest, dass dies kein Problem für die eigene Sicherheit darstellt sondern eher die Art und Weise, wie der Skin “kommuniziert”.

Möchte man einmal schnell absteigen, so erlaubt der Skin trotz seiner Filigranität natürlich Abstiegsmanöver wie z.B. die Steilspirale, die innert einer Umdrehung leicht eingeleitet ist und Sinkwerte bis 18m/s erlaubt. Die Beschleunigung ist hierbei gefühlt relativ hoch.

Resümee:  Für den Leichtgewichts-Fetischisten stellt der Niviuk Skin insbesondere in seiner Leichtbauvariante “Plume” einen exzellenten Kompromiss aus Packmaß, Sicherheit, und hervorragenden Flug- und Gleiteigenschaften dar. Der “Plume” ist hierbei sicherlich eher als Zweitschirm gedacht, wobei der reguläre Skin auf Grund seines soliden Materialmixes gut und gerne auch als Erstschirm eingesetzt werden kann.

Das Testgerät wurde von Christian Gossner vom flugsport-Service.at zu Verfügung gestellt.

Weitere Infos sind auf der Seite von Turnpoint, und natürlich auf der Seite von Niviuk zu finden.