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Tala Lite von BGD

Bilder

 

10.11.2015

Obwohl schon ein paar leichte EN/LTF-C Schirme auf dem Markt zu finden sind, dünn ist das Angebot nach wie vor. Den schon bewährten Tala als leichten Flügel in diese Schirmgruppe mit einzufügen, war meines Erachtens ein genialer Schachzug von Bruce Goldsmith.
Bruce Goldsmith, wer kennt ihn nicht, Weltmeister, Gründungsmitglied bei Ozone, Konstrukteur bei Airwave, Buchautor und nicht zuletzt selbständiger Geschäftsführer und natürlich Designer bei seiner Firma "Bruce Goldsmith Design" BGD. Beste Voraussetzungen den Verbraucher mit guten Produkten zu versorgen.
Obwohl der normalgewichtige Tala mit 5 kg in der Größe M schon relativ leicht ist, wurde der leichten Version nochmal fast ein Kilo abgenommen. Nach eigener Messung wiegt der Tala Lite 4,17 kg. Sensationell ist das Packmaß für einen Hochleister. Ordentlich gepackt verschlingt der Flügel gerade mal gut 20 Liter. Da bleibt im Packsack oder Wendegurt noch viel Platz für das restliche Equipment.
Konstruktiv ging Bruce Goldsmith mit dem Tala einen etwas anderen Weg. Nicht nur die Verwendung von leichterem Tuch und schmaleren Tragegurten führen zur gewünschten Gewichtsreduzierung. CCB oder "Cord Cut Billow" heißt die Technik die mitunter auch zu einem geringeren Gewicht des Flügels geführt hat. Im Wesentlichen besteht das CCB aus zwei längsverlaufenden Nähten auf dem Obersegel, um den 3D Ballooning Effekt der Eintrittskanten bei einem befüllten Schirm zu verbessern. Die CCB Technik ermöglicht zudem eine niedrigere Zellenzahl von nur 50 Zellen und einen Zellenverband von bis zu vier Zellen. Dies wiederum reduziert die Aufhängepunkte und somit auch die verbaute Gesamtleinenlänge.
Der reinrassige Dreileiner verfügt über jeweils drei Stammleinen in jeder Ebene und Flügelseite. Während die zwei inneren Stammleinen nur über ein oberes Leinenstockwerk verfügen, wurden auf die äußere Stammleine zwei Leinenstockwerke draufgesetzt. Alle Stammleinen waren beim Testgerät direkt in die Traggurte eingeschlauft, sowie auch ummantelt. Das obere Stockwerk bzw. Stockwerke waren nicht ummantelt.
Die Tragegurte muten etwas kompliziert an. Durch die drei Umlenkrollen lässt sich der Tala Lite zum einen butterweich beschleunigen und zum anderen entstehen bei der Beschleunigung keine Knicke im Segel. Durch eine weitere Umlenköse an der äußeren Leine der A-Ebene, wird der Anstellwinkel der Flügelenden beim Beschleunigen, also die Schränkung, nicht in dem Maße verändert wie der Rest des Flügels. Der Zweck dieser technischen Raffinesse ist, dass die Kappe im beschleunigten Zustand deutlich stabiler bleibt.
Das Bodenhandling ist durch die wenigen Leinen auch im oberen Stockwerk absolut überschaubar. Auch die bereits angesprochenen Tragegurte sind für ein gutes Bodenhandling in keinster Weise hinderlich.
Weht eine kleine Brise und man kann die Kammern leicht vorfüllen, zeigt der Tala ein sehr gutes Startverhalten. Die Kappe steigt gemächlich über den Piloten und hat auch keine Tendenz diesen zu überholen. Selbst bei starkem Wind reicht es aus dem Schirm etwas entgegenzulaufen und ihn im Scheitelpunkt leicht anzubremsen. Schwieriger wird es bei null Wind. Die Kappe füllt sich dabei etwas verzögert, die Ohren sind, gerade bei gepfeilter Auslegung, am Scheitelpunkt oft nicht gefüllt. Das beste Ergebnis erzielte ich bei leicht bogenförmigem Auslegen im Radius der Kappenkrümmung, sodass beim Startlauf der Zug von Anfang an auf die ganze Eintrittskante wirkt und die Kammern so besser befüllt werden.
Flug: Bei einer Streckung von 6,25 denkt man eher an einen trägen Hochleister der schlecht um die Kurve geht. Hochleister ja, aber träge keineswegs. Ganz im Gegenteil, der Tala Lite reagiert so gut wie verzögerungsfrei auf die Steuerimpulse des Piloten. Doch nicht nur das, der Flügel ist sehr drehfreudig, reagiert präzise auf die Steuerausschläge, sodass man ihn punktgenau dahin steuern kann wo man ihn haben will. Der Steuerdruck ist anfänglich eher gering, nimmt jedoch bei weiterem Steuerleinenzug progressiv zu. Durch das gute Ansprechverhalten bewegt man sich jedoch selten in dem Bereich wo die Angelegenheit kraftraubend wird. Flach drehen ist mit dem Tala auch ohne Gewichtsverlagerung spielend möglich. Sowohl über die Tragegurte als auch über die Bremse ist das Feedback recht gut. All diese Eigenschaften machen den Flügel zu einem top Thermik- und Streckenflügel.
Der Tala Lite hatte für mich einige Überraschungen parat. Eine davon war auch das Klappverhalten des Flügels. Auf Klapper bis 50% reagiert der Flügel kaum, die Öffnung ist durchwegs recht zügig mit wenig Nicken oder Wegdrehen. Selbst bei Deformationen über 60 - 70% ging das Nicken kaum über 45 Grad hinaus. Das Wegdrehen beschränkte sich meist auf den Bereich bis 180°, selten darüber. Gelegentlich traten bei größeren Klappern während der Öffnung kleinere Gegenklapper auf.
Der dynamische Flügel lässt sich gut in die Steilspirale manövrieren. Bereits nach eineinhalb bis zwei Umdrehungen befindet man sich mit dem Tala in einer voll entwickelten Spirale. Die Ausleitung über mehrere Umdrehungen ist problemlos.
Der B-Leinen Stall braucht erst mal einen deutlichen Zug. Nach dem Strömungsabriss ist der B-Stall leicht zu halten. Mit dem etwas überladenen Flügel konnte ich Sinkwerte von 10m/s erreichen. Dabei blieb die Kappe durchwegs ruhig. Das Nicken, sowohl beim Ein- als auch beim Ausleiten, ist beim Tala Lite nicht sehr ausgeprägt. Nach der Ausleitung nimmt der Flügel sofort wieder Fahrt auf.
Resümee: Beim Tala Lite hat Bruce Goldsmith gute Arbeit geleistet. Ein EN / LTF-C Flügel vollgepackt mit Innovationen, leicht, wendig, leistungsstark, mit kleinem Packmass. Ideal für Piloten die dem Trubel der Bahnstartplätze nichts abgewinnen können, oder ihre Flugerlebnisse mit Biwakfliegen bereichern wollen.
Wenn der Tala Lite auch relativ überschaubar auf Störungen reagiert und in der C-Klasse im unteren Bereich liegt, der Pilot sollte in jedem Fall ausreichend Erfahrung für diesen Flügel mitbringen.