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Ultralite 4 von Ozone

Fotos vom UL 4

25.09.2018

Anfang dieses Jahrtausends hatte die ewige Schinderei der ParaAlpinisten endlich ein Ende. Naja, Ende vielleicht nicht gerade, aber mit dem PEAK von Ozone wurde der Druck auf die Schultern doch etwas leichter. Mit 4,5 kg in der Größe M, war er, verglichen mit heutigen Bergsteigerschirmen, zwar immer noch recht schwer, aber doch um 2-3 kg leichter wie Normalschirme in dieser Größe. Ozone hat viel Zeit und Geld in die Forschung und Entwicklung leichter Schirme gesteckt. Der Peak wurde dann von der Ultralite Serie abgelöst. Heute, etwa 15 Jahre später, ist bereits die 4. Generation des UL auf dem Markt.
Es ist keine Frage, Ozone war in der Leichtbauweise von Gleitschirmen zweifellos Vorreiter und auch heute noch richtungsweisend.
Konny Konrad, der Generalimporteur für Deutschland und Österreich, war so freundlich mir einen 21er für einige Flüge zu Verfügung zu stellen.
Während der UL 1, 2 und 3 in den Größen 16/19/23 und 25m² zu haben war, wird der UL 4 in den Größen 19/21/23 und 25m² angeboten. Es wird dabei ein Gewichtsbereich von 55 bis 120 kg Startgewicht abgedeckt.
Erst mal zum Gewicht. Die 2,19 kg auf meiner supergenauen Waage, haben mich ganz schön ins Staunen gebracht. Wie kommt ein so Leichtgewicht, das schon fast an einen Singles Skin erinnert, eigentlich zustande? Ozone hat hier so ziemlich alle Register gezogen um ein so geringes Gewicht zu erreichen.
Zum einen hat man das leichte Dominico 10D Tuch für das Obersegel verwendet. Dieses Tuch wird von anderen Firmen schon länger verbaut und hat sich, besonders in der Luftdurchlässigkeit als sehr robust erwiesen. Lediglich an der Eintrittskante am Obersegel wurde das etwas stärkere N20D verbaut. Für das Untersegel hat sich Ozone für das Porcher 27gr 7000E71 entschieden. Ein interessanter Materialmix der entscheidend für die Gewichtsreduktion beigetragen hat. Einen weiteren entscheidenden Beitrag leistet auch die gesamte Aufhängung. Der UL 4 hat kein Innenleben. Das hört sich erst mal besorgniserregend an. Es gibt jedoch keinen Grund zur Beunruhigung. Beim UL 4 ist jede Zellwand aufgehängt. Das muss bei einem Flügel ohne Innenleben auch so sein, um dem Verzug der Kappe zu begegnen. Lediglich die mittlere Zellwand ist zu den jeweiligen Nachbarzellwänden abgespannt und diese Zellwand hat auch keine Anlenkpunkte. Im Leinenplan, dieser ist im Handbuch auf Seite 31 zu finden, ist das alles sehr gut zu sehen. Warum entscheidet man sich einen Schirm ohne Innenleben zu bauen?? Ganz klar, um Gewicht zu sparen und vor allem macht sich das gewaltig am Packmaß bemerkbar. Der UL 4 hat gut gepackt einen Platzbedarf von etwa 12 Liter. Und nicht zuletzt die Tragegurte, die wie auch bei den Vorgängermodellen sehr minimalistisch ausfallen.
Ein 23er stand zum Testen leider nicht zu Verfügung. Dieser hätte besser zu meinem Startgewicht von 95 bis ca. 100 kg je nach Gurtzeug, gepasst. Dass ich letztendlich mit dem 21er besser dran war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen.

Bodenhandling: Kleine Sorgenfalten bereiteten mir die vielen Leinen in der obersten Galerie. Die durchgehend unummantelten Leinen sind in einheitlichem Rot, fallen jedoch geschmeidig auseinander. Verknotungen sind nicht mehr und nicht weniger wie bei anderen Flügeln. Etwas problematischer sind die Tragegurte. Diese sind schnell verdreht und verlangen deutlich mehr Aufmerksamkeit. Eine kleine Hilfe ist die farbliche Trennung der A-Gurte von B und C. Leichtigkeit hat halt auch irgendwo ihren Preis, wenn dies auch meines Erachtens kein gravierender Nachteil ist. Nach einigen Starts hat man sich an diesen Umstand gewöhnt und wird auch keine Probleme mehr haben. Wer mit diesen Tragegurten nicht zurechtkommt, kann sich den UL 4 ohne Aufpreis mit Standarttragegurten bestellen. Das Mehrgewicht liegt bei etwa 120 Gramm. Man soll sich allerdings schon vor dem Kauf entscheiden welche Tragegurte man haben möchte, denn eine Umrüstung ist mit Kosten verbunden.

Der Start: Für die leichte Kappe des Hybrid-Dreileiners sind keine besonderen Tricks nötig um sicher in die Luft zu kommen. Der Flügel schnappt bereits beim leichtesten Windhauch nach Luft. Das Füllverhalten ist sehr gut und das Segel steigt nicht schnell, aber zügig in den Zenit. Angebremst werden muss nur wenig, bei viel Wind geringfügig mehr. Bei Nullwind reicht ein kleiner Impuls um den UL 4 problemlos in den Scheitelpunkt zu bringen. Bei viel Wind ist die Kappe vergleichsweise gut am Boden zu halten. Die Startstrecke bis zum Abheben war bei allen Flügen trotz der hohen Belastung nicht länger wie von anderen Schirmen gewohnt. Insgesamt gesehen, gibt sich der UL keine Blöse und beweist ein außerordentlich gutes Verhalten am Startplatz.

Fliegen mit dem UL 4 macht richtig Spaß. Neben dem Profil wurden viele Kleinigkeiten am UL 4 geändert, was sich beim Flugverhalten deutlich bemerkbar macht. Der Flügel ist wendiger, schneller und deutlich leistungsstärker als seine Vorgänger. Man kann sich von dem Gedanken verabschieden, dass ein Ultralite lediglich als Abstiegshilfe nutzbar ist. Selbst meine Befürchtung mit dem 21er, bei der hohen Flächenbelastung erhebliche Nachteile insbesondere im Steigen zu haben, hat sich ganz und gar nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil, bei meinen Thermikflügen war ich immer bei der obersten Riege dabei. Das ist auch kein Zufall, denn die Steigleistung des UL 4 ist extrem gut. Steuerimpulse setzt der Flügel verzögerungsfrei um, zeigt aufsteigende Luftpakete sehr gut an und macht es dem Piloten recht einfach den Kern des Aufwindes zu finden und diesen genau zu zentrieren. Bemerkenswert sind auch die Ruhe und die Klappstabilität die der Flügel selbst in bockiger Thermik an den Tag legt. Aber nicht nur die Steigleistung ist bemerkenswert, auch die Gleitleistung hat mit der neuen Kappe ordentlich zugelegt. Bei einem Vergleichsflug mit einem highend B, zugegeben in nicht ganz ruhiger Luft, sah der UL 4 mehr als gut aus. Die Trimmgeschwindigkeit liegt bei gut 40 km/h, die Geschwindigkeitszunahme bei vollem Durchtreten des etwas schwergängigen Speed Systems bei etwa 50 km/h, dies bei voller Belastung.

Im Klappverhalten ist der UL 4 klassentypisch. Bei größeren provozierten Klappern drehte der Flügel im ersten Moment zwar etwas schneller weg, das lag vielleicht auch an der hohen Flächenbelastung, wurde aber sofort langsamer und öffnete durchwegs weich und schnell. Nach maximal 90 Grad war der Flügel immer ohne Eingriff wieder voll flugfähig.

Das Ohrenanlegen ist beim UL 4 mit den leichten Tragegurten nicht ganz einfach. Um das Manöver bequem durchführen zu können, fehlen die geteilten A-Gurte. Ist die Gurtzeugaufhängung hoch und die Arme kurz, wird es schwierig die äußeren A-Leinen zu erreichen. Das Manöver ist nur mäßig effizient.

Der B-Stall hingegen funktioniert wunderbar. Die ersten Zentimeter sind etwas schwer zu ziehen. Bei weiterem Ziehen reißt die Strömung sanft ab und der fällt Flügel weich in den B-Stall. Sinkgeschwindigkeit ca. 9m/sec. Die Kappe bleibt im Stall absolut ruhig und hat keine Tendenz sich zu verbiegen. Nach zügigem Loslassen fährt der UL 4 problemlos, ohne einen Ansatz von Sackflugtendenz zu zeigen, wieder an.

Die Steilspirale ist gerade bei hoher Flächenbelastung einfach einzuleiten. Die Sinkgeschwindigkeit kann gut mit der Außenbremse kontrolliert und dosiert werden. Bei der Ausleitung der Spirale mit hohen Sinkwerten ist leichtes Nachdrücken der Innenseite am Ende Spirale der notwendig, um ein starkes Überkippen zur Außenseite zu verhindern.

Die Landung mit dem UL 4 ist einfach. Durch die hohe Trimmgeschwindigkeit und die gute Eigenschaft des Flügels diese bei dosiertem Anbremsen in Höhe umzusetzen, lässt sich der UL 4 bei der Landung elegant ausflaren.

Zusammenfassung: Mir hat der UL 4 ausgesprochen gut gefallen. Zum einen natürlich das geringe Gewicht welches den Einseglern schon sehr nahe kommt, zum anderen das tolle Startverhalten, das angenehme Flughandling und die gute Leistung im Steigen sowie auch im Gleiten. Wer einen leichten Flügel sucht, dazu noch mit der niedrigen Einstufung EN/LTF-A (19er mit B) der wird wohl an einem Probeflug mit dem UL 4 nicht vorbeikommen.

Mehr Infos gibt es auf der Website von Ozone