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Vertainspitze 3545m

Ortlergruppe

Text und Bilder von Jörg Ackermann

 

24.03.2012

 

  Start an der Vertainspitze

Zusammen mit dem nur wenig niedrigeren Großen Angelus bildet die Vertainspitze das dominierende Gipfelpaar im nordöstlichen Teil der Ortlergruppe. Gerade in dieser Ecke der Alpen hat der Gletscherrückgang den Charakter der Anstiege in den letzten Jahren stark verändert und so ist der Normalweg auf die Vertainspitze im Sommer auch im Gipfelbereich praktisch schnee- und eisfrei. Die Betonung liegt auf ´praktisch´, denn für den Paraalpinisten stellen die verbliebenen Schneereste in diesem sonst grobblockigen Gelände in dieser Jahreszeit die einzig sichere Startmöglichkeit dar. Als Alternative kann allerdings immer noch der Rosimgletscher als Startplatz herhalten, der im Aufstieg kurz berührt wird, wobei dann jedoch auf Spalten geachtet werden muss und die Abschätzung des Höhenwindes von dort nur eingeschränkt möglich ist. Doch auch wenn in Gipfelnähe abgehoben werden kann, ist dem Wind bei diesem Flug besondere Beachtung zu schenken: gestartet wird nämlich in südliche Richtung, während im Suldener Talkessel tagsüber meist Nordwind vorherrscht. Dieser Wechsel der Windrichtung kann auch ziemlich abrupt erfolgen und dann ist erhöhte Aufmerksamkeit beim Durchfliegen der Scherung angebracht.
Die Vertainspitze wird als Tagestour unternommen, wobei die 1700 Höhenmeter von Sulden mit dem Sessellift auf die Kanzel auf 1200 Höhenmeter verringert werden können. Bei dieser Variante ist man allerdings relativ spät dran für den etwa vierstündigen Gipfelanstieg und die Flugbedingungen können dann im Sommer entsprechend anspruchsvoll werden. Am besten beginnt man also an einem schönen Frühherbsttag diesen Anstieg an der Bergstation der Kanzelbahn mit einer prächtigen Aussicht auf das Dreigestirn Ortler-Zebru-Königspitze auf der gegenüberliegenden Talseite. Zunächst geht es leicht fallend in südlicher Richtung zu einer Wegekreuzung und von dort ins anfangs flache Rosimtal hinein. Bei der Annäherung an die schon von weitem sichtbare Zunge des Rosimferners wird der Weg steiler und bei etwa 3100 m empfiehlt es sich, auf den hier flachen Gletscher zu wechseln, um das Queren der losen steilen Geröllhänge zu vermeiden. Der Schotter wird erst dort wieder betreten, wo dies einfach möglich ist und in fortan nördlicher Richtung wird das von hier bereits gut sichtbare Gipfelkreuz angepeilt. Unterhalb des Gipfelaufbaus werden zwei Firnfelder gequert, von denen besonders das erste als Startplatz geeignet scheint. Liegen weiter oben noch Schneereste, so lohnt es sich in jedem Fall, diese auch auf ihre Starttauglichkeit hin zu überprüfen, denn ein höher gelegener Startplatz erlaubt es auch, die Geländekante bei etwa 3350 m mit mehr Höhe und damit sicherer zu überfliegen.
Die letzten 80 Höhenmeter geht es jedoch meist durch Blockwerk zum aussichtsreichen Gipfel, von dem mit dem benachbarten Großen Angelus gleich ein bei nordwestlicher Windrichtung mögliches weiteres selbstständiges Ziel für Paraalpinisten ins Blickfeld rückt. Der Flug von der Vertainspitze folgt im wesentlichen dem Anstiegsweg zum Landeplatz an der Talstation des Kanzelliftes.  

Wichtiger Hinweis zur Tour.

 

Lage IT, Südtirol, Ortlergruppe
Anreise Von Norden über den Fernpaß nach Landeck und über den Reschenpaß ins Etschtal, auf der ss40 bis Spondinig, dort Richtung Stilfser Joch bis Gomagoi, wo die Strasse nach Sulden abzweigt.
Vom Süden über Meran bis Spondinig, weiter w.o. beschrieben.
Ausgangspunkt Sulden, Talstation des Sessellifts zur Kanzel, 1845 m
Stützpunkt Keiner, Start an der Bergstation des Kanzellifts (2348 m)
Höhenunterschied Von der Bergstation zum Gipfel ca. 1200 m
Gehzeit Ca. 4h von der Bergstation zum Gipfel, von Sulden ca. 1 ½ h mehr
Startrichtung S bis SW
Tourcharakter Unschwierige Bergtour; zum Starten Schneeauflage nötig; Landeplatz an der Talstation
Hinweise Steigeisen zum Starten meist nützlich; Nationalparkgelände
Kartenmaterial Tabacco Topographische Wanderkarte 1:25000 Blatt 08 (Ortlergebiet)
Tourendaten September2011