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Yeti 5 von Gingliders

Bilder

5.10.2020

Wenn ich mich noch richtig erinnern kann, war es Ende 2003, als Gin den ersten Yeti auf den Markt brachte. Die Hiker freuten sich, es gab endlich eine Alternative zum damals noch einzigen Bergsteigerschirm den "PRS Peak". Viele von euch werden sich an die Zeiten gar nicht mehr erinnern können, oder sind noch gar nicht geflogen. Schirme wogen damals 7 - 8kg und der Yeti ca. 4,6 in der Größe M. Das war damals eine Sensation, heute wiegt der Yeti in der Größe M noch gut die Hälfte von der damaligen Version. Die Gewichtsangaben in der Tabelle der techn. Daten beziehen sich auf die optional erhältlichen Dynemagurte. Es müssen also nochmal 200 Gramm auf diese Angaben draufgerechnet werden. Den Yeti 5 gibt es in 4 verschiedenen Größen mit einer Gewichtsabdeckung 50 bis 120kg Startgewicht.
Peter Rummel von der Gleitschirmschule am Tegernsee war so freundlich, mir gleich zwei Größen zum Testen zu Verfügung zu stellen. Und zwar hatte ich den 23er und den 25er.
Gewichtsreduktionen sind in erster Linie durch leichte Tücher zu erzielen. Aber auch durch konstruktive Veränderungen lässt sich Gewicht einsparen und der Leinenwiderstand optimieren. Als Tuch verwendet Gin ein spezielles Polyamidtuch mit einem Gewicht von 27 g/m² für Ober- und Untersegel, für die Eintrittskante wird ein 34 g/m² leichtes Tuch verwendet.
Diagonalverspannungen sucht man im Yeti vergebens. Das spart Gewicht und Packmaß. Dafür ist aber jede Zelle aufgehängt, um einem Verzug des Flügels, der ohne Diagonalverspannungen entstehen würde, zu begegnen.
Viele Piloten befürchten, dass bei den vielen Aufhängepunkten das Bodenhandling leidet. Dem ist aber nicht so. An den 3 Tragegurten sind jeweils 3 Stammleinen aufgehängt, also auch nicht mehr wie bei anderen Schirmen dieser Klasse. Erst in der obersten Galerie werden es um ein paar Leinen mehr. Diese Galerieleinen sind unummantelt und haben keine Tendenz zum Verknoten. Alle darunterliegenden Galerien sind ummantelt. Die Leinenebenen sind farblich getrennt und erleichtern so das Sortieren der Leinen.
Der Start mit dem Yeti 5 ist wirklich kinderleicht. Egal wie man den Flügel auslegt, die Kappe füllt sich schnell und zuverlässig. Der Flügel steigt mit mäßiger Geschwindigkeit in den Scheitelpunkt und hat keine Tendenz zum Überschießen. Selbst bei viel Wind muss die Kappe im Zenit kaum angebremst werden. Korrekturen werden in der Steigphase problemlos umgesetzt und auch leichter Seitenwind bereitet dem Flügel keine Probleme.
Die Abhebegeschwindigkeit ist relativ gering.

In der Luft wird sofort klar, die Reduzierung der Streckung hat dem Yeti gutgetan. Die Wendigkeit hat sich dadurch deutlich erhöht. Diese Eigenschaft kommt dem Piloten besonders beim Thermikfliegen zugute. Durch die verzögerungsfreie Umsetzung der Steuerimpulse ist es dem Piloten möglich den Flügel präzise in den Kern des Aufwindes zu steuern. Besonders enge Bärte lassen sich mit dem Yeti gut zentrieren. Die Rückmeldung über die Bremse ist zwar etwas gedämpft, dafür über die Tragegurte umso besser. Bereits leichte Aufwinde werden gut in Höhe umgesetzt. Beim Ein- und Ausfliegen in thermischen Aufwinden, bleibt der Flügel absolut ruhig. In turbulenten Verhältnissen verlangt der Yeti wenig Korrekturen, was aber nicht heißen soll, dass man ihn bei bockigen Verhältnissen nicht aktiv fliegen sollte.

Im Klappverhalten ist der Yeti recht anständig und hat sich seine Einstufung in jedem Fall verdient. Der Flügel reagiert zwar recht schnell auf größere Störungen, aber auch das Öffnungsverhalten ist recht zügig und spätestens nach einer 90 Grad Drehung wieder behoben.

Abstiegshilfen:
Das Ohren Anlegen ist mit den geteilten A-Gurten recht einfach. Da der Yeti auch in der A-Ebene drei Stammleinen hat, ist die Einklapptiefe nicht sehr groß und diese Abstiegshilfe wenig effektiv.
Der B-Stall ist da schon etwas besser, auch wenn ich hier nicht über 8m/s hinauskam. Die Einleitung erfordert einen relativ hohen Kraftaufwand. Die Strömung reißt nach wenigen Zentimeter Zug weich ab. Der Flügel kippt nur mäßig nach hinten. Zieht man den B-Stall weiter und man kann die Sinkgeschwindigkeit weiter erhöhen. Dabei bleibt die Kappe in Spannweitenrichtung stabil und hat keine Tendenz zum Abknicken. Die Ausleitung erfolgt durch zügiges hochfahren der B-Gurte. Die Kappe geht leicht nach vorne und nimmt, ohne jegliche Tendenz zum Sackflug, wieder Fahrt auf.
Wer mit dem Yeti eine Steilspirale fliegt, sollte nach meiner Beurteilung schon etwas Erfahrung in dieser Richtung mitbringen. Die Einleitung geht, besonders bei hoher Belastung, recht zügig. Mit dem 23er hatte ich nach 2 Umdrehungen bereits Sinkwerte von 17m/s und auch mit dem 25er war es kein Problem auf über 14m/s nach 2 Umdrehungen zu kommen. Da hätte der Yeti meines Erachtens ein B bekommen müssen. Spiralt man weiter, sind die 20m/s nicht mehr weit und es geht auch noch darüber. Das Ausleiten von Spiralen mit so hohen Sinkwerten ist mit dem Yeti grundsätzlich zwar keine Hexerei, erfordert aber doch etwas Erfahrung und Feingefühl. Wichtig ist in jedem Fall die Spirale über mehrere Umdrehungen auszuleiten und am Ende der Ausleitung die Innenbremse nochmal leicht nachzuziehen um ein Überkippen auf die Gegenseite zu vermeiden. Eine Tendenz zur stabilen Spirale hat der Yeti nicht. Wer beim Spiralen unsicher ist, sollte dies unter Anleitung in einer Flugschule erlernen, oder eben im Rahmen eines Sicherheitstrainings.

Resümee:
Der Yeti ist ein rundum gelungener LTF-A Schirm. Die hervorragende Mischung aus exakter Steuerung, Dämpfung und guter Wendigkeit, lassen gerade beim Thermikfliegen Freude aufkommen. Aber nicht nur beim Thermikfliegen. Belastet man den Yeti über den empfohlenen Gewichtsbereich hinaus, also bis zur Oberkante des erweiterten Gewichtsbereichs, wird der Yeti zum Spaßflügel. Durch das geringe Eigengewicht und das exzellente Startverhalten, eignet sich der Yeti nicht nur für normale Hike & Fly Bewegungen, sondern auch für ausgewachsene Hochtourenabenteuer.
Anfänger und Wenigflieger die Wert auf hohe passive Sicherheit legen, kommen mit dem Yeti 5 genauso auf ihre Kosten wie der eingefleischte Hausbergflieger.

Weitere Infos und techn. Daten sind auf der Yetiseite von Gingliders zu finden.

Ein Dank an die Flugschule am Tegernsee für die Testgeräte.