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                          Mont Blanc 4810m

                                                       (Westalpen)

 

15.09.2002

 

Fliegen vom Mont Blanc! Wohl der Traum der meisten Paraalpinisten, einmal auf dem höchsten Startplatz der Alpen zu stehen, bei moderaten Wind seine Startvorbereitungen zu treffen, den Schirm aufzuziehen und  nach wenigen Schritten lautlos und ohne Anstrengung über eine gigantische Gletscherwelt ins 3800 m tiefer gelegene Tal von Chamonix zu gleiten. Der Mont Blanc ist jedoch nicht wie vielfach geglaubt wird das Dach Europas, der höchste Berg in Europa steht  im Kaukasus und heißt Elbrus. Doch das soll diesem paraalpinen Erlebnis keinen Abbruch tun, denn nicht nur der luftige Abstieg, sondern der hochalpine und anspruchsvolle Aufstieg wird jedem Alpinisten ein Leben lang in Erinnerung bleiben. 

Vom 1. Juli bis zum 31. August ist das Fliegen vom und entlang des Mont Blanc verboten.  Die Ausdehnung dieser Flugverbotszone für Drachen und Gleitschirmflieger ist auf einer Karte am Landeplatz in Chamonix und im „Maison de la Montagne“ ( Berghaus ) im Zentrum von Chamonix einsehbar. Laut eines Berichtes im Fly and Glide, der von einem Bergführer aus Chamonix geschrieben wurde,  wäre auch in diesem Zeitraum ein Start am Gipfel des Mont Blanc erlaubt gewesen. Der Flug müsste jedoch nach seinen Angaben in Richtung Aiguille de Bionnassay führen. Nach genauerer Betrachtung liegt aber der gesamte Gipfel und die beschriebene Flugroute in der Flugverbotszone, und bei Wind aus nördlicher Richtung noch dazu im Lee vom Bosses Grat. Nachdem wir aber schon hier waren nahmen wir das Risiko auf uns flogen am 14.08.02 um 7 Uhr morgens vom Mont Blanc und wurden auch nicht verhaftet.

Der Grund für diese Einschränkung sind die zahlreichen Helikopter Rettungs- und Versorgungsflüge an der Nordseite des Massivs. Diese zwei Monate würden sich zwar am besten für dieses Vorhaben eignen, aber auch die Zeit vor und nach dem Flugverbot kann dafür gut genutzt werden. Besonders der Juni erscheint mir hierfür gut geeignet. Die Tage sind in diesem Monat am längsten, die Hütten bereits geöffnet und die Schneelage erlaubt es oft Spalten ohne große Umwege zu überqueren. Die Öffnungszeiten der Hütten können Wetter bedingt etwas unterschiedlich sein. Die genauen Zeiten erfährt man am besten telefonisch an der jeweiligen Hütte. Die Tel. Nr. stehen am Ende dieses Berichtes.   

Der Mont Blanc wird in den wenigen Wochen im Sommer zwar von einigen tausend Alpinisten aus der ganzen Welt bestiegen, doch ist dies kein Garant selbst nicht doch an ihm zu scheitern. Die hohen Unfallzahlen und die vielen Todesopfer jedes Jahr zeigen, dass man diesen Berg nicht unterschätzen sollte.  Nicht jeder verträgt die dünne Höhenluft gleich gut und bei schlechter Höhenanpassung kann es schon vorkommen, dass die Kraft schnell nachlässt, sich starke Kopfschmerzen und Übelkeit bemerkbar machen. Wenn dann noch ein paar hundert Höhenmeter bis zum Ziel fehlen kann es schon passieren, dass man total entkräftet aufgeben muss. Dies bedeutet, dass neben hochalpiner Erfahrung  es auch außerordentlich wichtig ist, sich konditionell sehr gut vorzubereiten und sich langsam, am besten über mehrere Tage, an die Höhe anzupassen denn auf 4800 m ist der Sauerstoffgehalt der Luft gerade mal etwas über der Hälfte von dem auf Meeresniveau.

 

 

Aufstiegsmöglichkeiten

 

Es gibt mehrere Wege um auf den Gipfel des Mont Blanc zu gelangen. Einige ziehen sich jedoch durch stark zerrissenen Gletscher und sind mit Etappen von 1800 Höhenmeter, für Paraalpinisten nicht besonders interessant. Die zwei einfachsten und schnellsten Möglichkeiten den Gipfel zu erreichen möchte ich Euch an dieser Stelle vorstellen:   
Der normale Anstieg führt von der Westseite über den Nid d'Aigle über die Ref. du Gouter und den Bossesgrat zum Gipfel. Den Ausgangspunkt auf 2372m erreicht man mit der Zahnradbahn von St. Gervais oder man nimmt von Les Houches die Seilbahn und steigt dann in die Zahnradbahn um. Der Anstieg ist nicht ganz ungefährlich! In der Querung durch den Grand Couloir kommt es immer wieder zu schweren Unfällen durch Steinschlag und auch im weiteren Verlauf ist diese Gefahr durch vorausgehende Bergsteiger gegeben. Nach Schneefällen, die es in dieser Höhe bei einem Kaltfrontdurchzug nicht selten gibt, kann die Steinschlaggefahr im Couloir unter Umständen fast auf null sinken dafür steigt dann aber je nach Schneemenge die Lawinengefahr. Dieser kann man aber durch frühes aufbrechen entgehen. 
In der Regel muss jedoch mit großer Steinschlaggefahr gerechnet werden. Es ist sicher kein Fehler, ab hier einen Helm zu tragen. Der Weg bis zur Hütte nimmt ca. 4 – 5 Stunden in Anspruch. Die Nacht auf der Gouter-Hütte (3800m) ist oft alles andere als erholsam. Es ist voll, eng und stickig und man kann froh sein wenn man überhaupt einen Schlafplatz auf dem Boden ergattern kann. Eine Reservierung funktioniert nur  ein bis zwei Monate im Voraus, für Paraalpinisten also uninteressant.  Für den Weiterweg über den Dom du Gouter und den Bossesgrat zum Gipfel (ca. 1000 Höhenmeter) benötigt man noch mal ungefähr 4 Stunden. Der Weg ist relativ leicht, aber auch nicht ganz ohne Gefahren. Zum einen gibt es doch die eine oder andere Gletscherspalte, zum anderen ist der Grat im oberen Bereich etwas ausgesetzt. Außerdem kommt noch das Wetter hinzu. Schlechtwettereinbruch auf dem Bossesgrat bedeutet keine Sicht, Kälte und besonders hohe Windgeschwindigkeiten. Auch die beste Spur ist dann in Minuten verweht. Auf 4362m gibt es noch die unbewirtschaftete Vallot-Hütte in die man sich bei einem solchen Wettersturz flüchten kann, falls man sie noch findet.

 

Eine  zweite Möglichkeit den Gipfel des Mont BlancBosses Grat zu erreichen, ist der Start auf dem Aiguille du Midi. Der Weg von hier ist nicht besonders schwierig und  bietet einige Vorteile. Zum einen kann man sich eine Übernachtung in einer stinkenden Hütte sparen. Zum anderen gibt es keine Steinschlaggefahr. Die Nachteile: Die Tour ist um ca. 400 Höhenmeter länger als der Abschnitt von der Gouter-Hütte und vor allem wesentlich spaltenreicher. Man fährt morgens um 6 Uhr mit der ersten Bahn auf die Aiguille du Midi. Von dort geht´s erstmal 300m abwärts auf den Col du Midi auf 3532m. Weiter über eine flachen, aber immer steiler werdenden Gletscher zum Col  Maudit. Nach einem Kräfte sparendem Teil kommt die etwas Kraft raubende Steilflanke mit einer Neigung von ca. 50 Grad zum  Col du Mt. Maudit und weiter über den Col della Brenva hinauf über den endlos erscheinenden Gipfelhang des Mont Blanc. Gehzeit ca. 6 – 7 Stunden. Wählt man die Möglichkeit der Übernachtung auf der Cosmiques-Hütte hat man zeitlich einen enormen Vorsprung. Man kann morgens mit den anderen Alpinisten zeitig aufbrechen und erreicht somit bereits am frühen Vormittag den Gipfel. Dieser Zeitvorsprung ist besonders dann wichtig, wenn man die Tour erst im September unternimmt. Denn die Tage sind um diese Jahreszeit schon merklich kürzer und in dem Fall dass, man nicht fliegen kann stehen einem noch einige Stunden Abstieg bevor. Die Cosmiques-Hütte ist wesentlich komfortabler als die Gouter und in der Regel auch nicht ganz so überfüllt.

 

Der Flug     

Wer am Mont Blanc seinen Schirm auslegt wird erstmal viele neidvolle Gesichter sehen, denn allen die kein Fluggerät dabei haben steht nach dem strapaziösen Aufstieg noch ein stundenlanger Abstieg bevor. Gestartet werden kann bei schwachem Wind eigentlich in jede Richtung. Die angenehmste Startrichtung ist aber NNW bis NNO. Die Neigung des Startplatzes ist ideal, wird jedoch immer steiler. Ein Startabbruch ist ohne Probleme möglich, sollte jedoch bald entschieden werden, da das Ganze sonst zu einer längeren und gefährlichen Rutschpartie werden könnte. Der Flug egal in welche Richtung und über welchen Gletscher wird zu einem atemberaubenden Erlebnis, das keiner so schnell vergessen wird. Wir hatten absolut ideale Bedingungen und konnten an der Nordflanke soaren und sogar mit 80m Startüberhöhung über die Köpfe der anderen Bergsteiger hinweg fliegen. Landeplätze gibt es in Chamonix, Salanche und St. Gervais. Wahrscheinlich gibt es noch mehrere Landemöglichkeiten die man sicherlich über die dort ansässigen Flugschulen in Erfahrung bringen kann.                       

Wetter

Vorraussetzung  ist natürlich ein stabiles Hochdruckgebiet, vielleicht schon ein paar Tage alt, idealer Weise mit leichten NW-NO Winden. Da der Mont Blanc durch seine Höhe den Luftströmungen besonders ausgesetzt ist, sollte man auch ein besonderes Augenmerk auf eine flache Druckverteilung legen. Die Ausrüstung muss natürlich der Tour entsprechend angepasst sein. Seil, Pickel, Steigeisen und ein Klettergurt sollten bei dem Aufstieg vom Col du Midi nicht fehlen. Über dem Normalweg, also über die Gouter Hütte reichen in der Regel Steigeisen aus.  Besonders auf warme Kleidung soll geachtet werden. Denn auch in den Sommermonaten sind Temperaturen von bis zu 15 Grad minus und tiefer möglich.

Weitere Infos

Es ist generell nicht besonders leicht in Chamonix an deutschsprachige Informationen zu kommen. Wer nach Frankreich reist und die Landessprache nicht beherrscht sollte wenigstens ein bisschen Englisch können um weiter zu kommen. Es geht zwar auch ohne, ist aber etwas mühsam. Wetterinformationen bekommt man im Maison de la Montagne aber leider auch nur in französischer Sprache. Da ist es schon besser man sucht sich das Internet Cafe um an deutschsprachige Informationen zu kommen. Tourismusbüro, Maison de la Montagne und Internetcafe liegen alle im Zentrum von Chamonix. Wer noch keine aktuellen Karten von der betreffenden Gegend hat, kauft diese am besten vor Ort. In der Fussgängerzone von Chamonix gibt es viele Sportgeschäfte und Zeitschriftenläden die auch sehr gutes Kartenmaterial anbieten. Im übrigen gibt es im Tourismusbüro von Chamonix einen deutschsprachigen Prospekt, wo einige nützliche Hinweise für Touristen enthalten sind.

Nützliche Tel. Nummern:

Tourismus Infos:
Tourismusbüro Chamonix, 85 Place du Triangle de lÁmitie´ - B.P 25  +33/4/50530024
Internet:  www.Chamonix.net, www.Chamonix.com

weiter Infos über Chamonix: www.chamonet.com

Flugschulen:                                                               
Parapente Azur Chamonix  +33/4/50535014

Alpine Infos:Office de la Haute Montagne (OHM)  +33/4/50532208

Notrufnummern : Internationale Notrufnummer für Mobiltelefone 112 Bergrettung PGHM  +33/4/50531689

Hütten: Refuge Aiguille du Goûter  +33/4/50544093 Refuge des Cosmiques  +33/4/50544016
 


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