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E-Mail von Christian Messmer an den DHV

 

Fliegen in Südtirol

Mein Name ist Christian Messmer und ich bin der Präsident des Gleitschirmclub Vinschgau. Einer unserer Mitglieder aus Deutschland hat mir kürzlich den Teil eines Artikels aus dem DHV  Info betreffend einen Flug vom Stilfserjoch gemailt. Ich denke auch, dass es für den Autor ein sehr schönes Erlebnis war. Leider war dieser nicht in der richtigen Begleitung, sonst wäre er gebeten worden, nichts darüber je zu veröffentlichen. Und das hat folgende Gründe:

1. Das Stilfserjoch liegt inmitten des gleichnamigen Nationalparks. Das Fliegen ist zwar auf der italienischen Seite des Nationalparks nicht verboten. Es wird geduldet.  Derzeit wird der Parkplan überarbeitet. Deshalb ist es ein Bestreben des Clubs, dass die Gleitschirmflieger in diesem Gebiet so wenig wie möglich auffallen, um zu verhindern, dass entsprechende Abänderungen der derzeitigen Vorschriften bzw. Verbote in den normativen Teil des Plans einfließen.

2. man kann am Stilfserjoch von keinem Startplatz sprechen. Einige wenige sehr geübte Piloten, welche sich mit den Gegebenheiten gut auskennen und entsprechende meteorologische Kenntnisse haben, nutzen dort ein kleines "Fleckerl" über steilem Abgrund zum Starten. Dies befindet sich, wie in dem Artikel richtig beschrieben auf 2.850 m Höhe. Die Startbedingungen sind meist äußerst anspruchsvoll. Der Wind ist oft seitlich. Man muss direkt in Ablösungen hineinstarten, welche hier oft sehr stark sind. Das Stilfser Joch ist kein Tummelplatz für die Masse.

3. Es gibt im Nationalpark einen für die breite Masse nutzbaren Startplatz, und zwar in Sulden. Dort kann man mit dem so genannten "Kanzellift" bis auf ca. 2.400 m. Das Gebiet ist touristisch erschlossen mit Skiliften und Wanderwegen. Hier ist so schnell eine Sperrung des Gebietes nicht zu befürchten, obwohl es in unmittelbarer Nähe von Ortler, Königspitze und Zebru liegt. Es ist im Parkplanentwurf als touristisches Entwicklungsgebiet ausgewiesen. Auch hier kann man an guten Tagen bis auf 4.000 m fliegen. Zudem ist Sulden ein sehr gutes Nordwindgebiet.

4. Wir befürchten also, dass die Veröffentlichung des genannten Artikels im DHV Info leider zur Folge haben wird, dass nun eine mehr oder minder große Anzahl von guten oder auch weniger guten Piloten das Stilfserjoch zu stürmen versucht. Und es werden einige darunter sein, die mit ihren Hochalpinen Bedingungen überfordert sein werden. Es hat bereits in unseren Reihen Zwischenfälle und auch einen Unfall gegeben. Es ist also zu befürchten, dass nun noch mehr passieren wird. Ich möchte Sie also darum bitten, in einem der nächsten Nummern eine Gegendarstellung oder auch dieses mail auch Auszugweise zu veröffentlichen. Auf jeden Fall sollte auf die Gefahren hingewiesen werden. Ich hoffe, dass Sie für unsere Bedenken Verständnis zeigen. Denn was nützt uns ein schönes Fluggebiet wenn man nicht mehr fliegen dürfte.

Grüße aus dem Vinschgau.

Christian Messmer