Nuptse 3 von Kimfly
Wenn man Namen von Pionieren im Zusammenhang mit Paraalpinismus nennen will, dann gehören die beiden Kimflyer aus Slowenien Vlasta und Sandi wohl in die aller erste Reihe. Die Beiden fingen bereits im Jahre 1986 mit dem Fliegen an und nähten auch noch im selben Jahr mit dem "Herbst Tornado" den ersten Bergsteigerschirm.
Im Jahr darauf flogen sie vom 2864 Meter hohen Triglav den höchsten Berg in Slowenien.
Eines der vielen Highlights war eine neue Kletterroute am 7130 Meter hohen Trisul 1 mit anschließenden Flug vom Gipfel auch im Jahr 1987.
Im Jahre 1989 waren sie am dem Nanga Parbat. Leider erreichten sie den Gipfel nicht und flogen von einem 6000 Meter hohen Gipfel in der Nähe des Nanga Parbats. Für den geplanten Flug vom Nanga Parbat bauten sie sich einen Schirm mit 3500 Gramm.
Kimfly ist wohl einer der allerwenigsten Gleitschirmproduzenten die ihre Schirme wirklich selber bauen. Der Konstrukteur des Nuptse 3 ist wie auch beim Nuptse 1 und Nuptse 2 der Südtiroler Michael Nesler. Getestet und eingestellt werden die Schirme von Sandi, dem Firmeninhaber von Kimfly. Sandi ist dabei nicht zimperlich und testet all seine Produkte auf Herz und Nieren. So testete er den Nuptse 2 auf Kätetauglichkeit und Belastbarkeit durch einen D-Bag Sprung aus 8000 m Höhe. Aber nicht nur das, Sandi ist mit dem Nuptse ständig im Gebirge unterwegs um ihn auf seine Alltagstauglichkeit zu testen.
Gegenüber seinem Vorgänger, der als Basis für den Nuptse 3 diente wurde doch einiges geändert. Kimfly fährt nicht mehr zweigleisig wie beim Nuptse 2, wo es einen Flügel aus 27 Gramm Tuch und einen aus 36 Gramm Tuch gab. Beim Nuptse 3 ist das Obersegel aus Skytex 36 und das Untersegel aus dem leichteren Skytex 27.
Die konstruktiven Änderungen erklärt Michael Nesler so:
Der Nuptse 3 hat einen veränderten Stabilo für weniger Randwirbel und schnellere Ausleitung aus der Steilspirale - sprich dünnere, symmetrische Profile im Außenflügel. Diese und eine leichte Verkürzung der Stammleinen bewirkt auch, dass das Handling direkter wird und er in der Thermik sauber zu zentrieren ist.
Weiters sind die A-Punkte neu angeordnet: abwechselnd sind bei einer Zelle der A-Punkt weiter vorne, bei der nächsten weiter hinten usw.. Dadurch verbessert sich das Startverhalten und der Biss in die Thermik, ohne die Flugeigenschaften auch bei größerer Porosität nach vielen Flügen zu verlieren.
Zudem wurden noch etliche Feintunings gemacht, so ist der Außenflügel nun noch stabiler eingestellt und der Schirm steckt starke Turbulenzen vor allem im Mittelbereich besser weg, indem er zur Dämpfung eine Art "Welle" entlang der Flugrichtung am Profil erzeugt, anstatt frontal einzuklappen.
Gerade diese "Dämpfung" konnte ich vorgestern auf einen langen Streckenflug (156km) von Bassano in die Dolomiten und wieder retour bis Feltre mehrmals "erproben"!
Wir werden den Nuptse auch bei unseren neuen sehr speziellen Projekt verwenden: www.flydifferent.net
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Michael Nesler
Professional Flying Team GmbH
Meine Erfahrungen mit dem Nuptse:
Das erhaltene Packet auspacken und den Inhalt auf die Waage legen ist natürlich das Erste was ich mache. Sie zeigt 3750 Gramm für den Nuptse 3/25 an. Das ist ein durchaus akzeptables Gewicht für einen Bergsteigerschirm bei dem das ganze Obersegel aus dem belastbareren Skytex 36 Gramm gefertigt ist.
Das Packmaß ist klein, vergleichbar mit anderen Schirmen in dieser Größe und ähnlicher Materialauswahl.
Das Bodenhandling mit dem Nuptse ist absolut easy. Die Leinen zeigen keine Kringelneigung und fallen beim Anheben des 12 mm breiten Tragegurtes leicht auseinander.
Kein Wind oder leichter Rückenwind am Startplatz ist kein Grund zur Panik. Der Nuptse 3 steigt auch bei solchen Windverhältnissen zuverlässig über den Piloten. Überschießtendenz hat der Nuptse keine. Bei Starkwind ist der Flügel durch die vier Leinenebenen bequem über die C-Ebene zu bändigen.
In der Luft macht sich m. E. die Verkürzung der Stammleinen deutlich bemerkbar. Der Flügel reagiert sofort und präzise auf die Steuerausschläge des Piloten und kann somit auch genau im thermischen Aufwind zentriert werden. Der Bremsleinenzug nimmt zwar nach ca. 10 - 15cm stark zu, durch die hohe Wendigkeit bewegt man sich jedoch kaum in diesem Bereich. Mit wenig Gewichtsverlagerung und wenig Bremse lässt sich der Nuptse 3 sehr flach drehen. Zieht man die Bremse weiter über 25% geht der Nuptse in die Steilspirale über. D.h. der Nuptse 3 muss was die Steuerausschläge betrifft etwas feinfühlig geflogen werden um das Maximum an Leistung aus ihm herauszuholen. In turbulenten Verhältnissen erwies sich der Flügel als sehr klappstabil. Provozierte Klapper beantwortet der Nuptse 3 mit langsamen Wegdrehen. Das Öffnungsverhalten des Flügels ist im Mittelbereich sehr schnell, an den Außenflügel etwas verzögert, was ich persönlich als angenehmer empfinde und die Gefahr eines Gegenklappers deutlich reduziert.
Ich flog den 25er mit Maximalbelastung. Die Geschwindigkeit betrug nach meiner Messung 38 km/h, die Geschwindigkeitszunahme im Vollspeed betrug ca. 8 km/h. Dass der Flügel auch zum Streckenfliegen taugt bewies Firmeninhaber Sandi mit diesem Flug und Michael Nesler mit dem o. g. Flug von Bassano aus.
Die Einleitung der Steilspirale geht mit Bremse und Gewichtsverlagerung sehr schnell. Bereits nach einer halben Umdrehung geht die Kappe auf die Nase und bohrt mit guten Sinkwerten in Richtung Erde.
Die Ausleitung ist problemlos.
Etwas schwieriger wird es beim B-Stall. In den folgenden Zeilen erklärt Michel Nesler warum und nennt eine Alternative dazu.
Naturgemäß haben Einsteiger- und Allroundschirme einen sehr hohen Innendruck in der Kappe. Um dies zu erreichen und um die maximale Stabilität in Turbulenzen zu bekommen, wird die B-Leinenebene in der Nähe der größten Profildicke angebracht. Die Kraft, die dadurch nötig wird, um das Profil an seiner dicksten Stelle für einen B-Stall zu deformieren, entspricht dadurch fast dem gesamten Einhängegewicht – der Pilot muss sozusagen einen Klimmzug machen.
In steigender Luftmasse wird die dazu nötige Kraft noch größer, zudem erhöht sich die Haltekraft nach der Einleitung so sehr, dass ein länger gehaltener B-Stall unmöglich wird.
Der C-Stall als alternative Abstiegshilfe hat gegenüber dem B-Stall enorme Vorteile:
Die Einleit- und Haltekräfte sind nur ein Bruchteil derer des B-Stalls
Der C-Stall auch bei starkem Steigen noch einfach einzuleiten und zu halten
Die Materialbeanspruchung ist im Vergleich zum B-Stall minimal
Die Sinkgeschwindigkeit ist deutlich höher
Die Sackfluggefahr bei der Ausleitung ist geringer als beim B-Stall
Die Einleitung.
Die Einleitung erfolgt mit den ungewickelten (!) Bremsen in der Hand. Von außen nimmt man die C-Gurte OBERHALB der Schäkel und zieht diese symmetrisch und mit mäßiger Geschwindigkeit (etwa 1-3 Sekunden) bis sich die Kappe deutlich entlang der Spannweite deformiert..
Während der Einleitung bekommt der Pilot anfangs das Gefühl, dass der Schirm nach hinten wegkippt. Während dieser Abkippfase dürfen die C-Gurte nicht abrupt ausgelassen werden, da es sonst zum Vorschießen der Kappe kommen kann.
Der Abstieg.
In dieser Position kann der C-Stall normalerweise solange wie nötig gehalten werden. Die Form der Kappe entspricht dabei weitgehend der der B-Stalls, nur dass die Knicklinie etwas weiter in Richtung Abströmkante liegt.
Wird die Kappe während des C-Stalls unruhig oder deformiert sie sich zu einem deutlichen Bogen (egal ob nach vorne oder hinten), muss der C-Stall unverzüglich wie weiter unten beschrieben ausgeleitet werden.
Während der Sinkfahrt hat man im C-Stall keinerlei Vorwärtsfahrt, lediglich die Winddrift bestimmt die Flugbahn über Grund. Die Sinkgeschwindigkeit kann bei längerem Halten die 10m/sec überschreiten, deshalb ist laufend der Abstand zum Boden und zu eventuell unter einem fliegende Piloten zu kontrollieren.
Die Ausleitung.
Die Ausleitung erfolgt durch leicht abgebremstes Hochlassen der C-Gurte. Dazu führt man die C-Gurte innerhalb einer Sekunde langsam nach oben. Normalerweise zieht der Schirm die Tragegurte während der Ausleitung energisch nach oben, hier genügt es, den Zug leicht abzubremsen. So ausgeleitet, geht der Gleitschirm unverzüglich in den Normalflug über. Lässt man den C-Gurt, vor allem innerhalb der letzten 10 cm extrem langsam aus, kann es in steigenden Luftmassen zum Sackflug kommen. Diesen erkennt man am ausbleibenden Windgeräusch. In diesem Fall dürfen die Bremsen nicht betätigt werden, bevor der Sackflug nicht von selbst, durch Betätigen des Speedsystemes oder durch Zug an den A-Gurten ausgeleitet wurde.
Man kann die C-Gurte zur Ausleitung auch einfach auslassen. Dabei nickt Gleitschirm jedoch weit nach vorne, was von den meisten Piloten als unangenehm empfunden wird. Normalerweise kommt es dabei auch in sinkenden Luftmassen nicht zum Frontklapper.
Achtung: Der C-Stall funktioniert nur mit dafür eigens gebauten Gleitschirmen!
Michael Nesler
Resüme:
Der Nuptse 3 ist ein richtiger Spaßflügel. Sein geringes Gewicht und das gute Packmaß, sowie die ausgezeichneten Starteigenschaften machen den Nuptse 3 zu einem sehr interessanten Flügel in den Bergen und im Hochgebirge. Durch die Verkürzung der Leinen konnte die Wendigkeit gegenüber dem bereits recht spritzigen Nuptse 2 noch mal deutlich verbessert werden. Auf die Steuerimpulse reagiert der Flügel verzögerungsfrei. Die Steuerwege sind im Vergleich eher kurz, besonders wenn der Steuerimpuls mit dem Gewicht des Piloten unterstützt wird. Auch das gutmütige Verhalten nach großen Klappern und das weiche Öffnungsverhalten sprechen für eine gute Abstimmung des Flügels. Die Leistung ist sehr ansprechend. Nicht nur Toppiloten können mit diesem Flügel 100 km und mehr mehr fliegen.
Technische Daten und weiter Infos zum Nuptse 3 ist auf der entsprechenden Seite vom Kimfly zu finden: http://www.kimfly.si/index.asp?selektiran=102&jezik=ang
Probefliegen kann man den Nuptse in DE im:
Gleitschirm Testcenter Lenggries
in AT bei:
www.takeoff-paragliding.com email:
info@takeoff-paragliding.com
oder in SI beim:
Hersteller: http://www.kimfly.si email: kimfly@siol.net
Hier noch die technischen Daten des Nuptse III: Quelle Kimfly
NUPTSE 3 |
S - 23 |
M - 25 |
L - 28 |
Area m2 |
22,83 |
25,30 |
27,89 |
Span m |
10,48 |
11,03 |
11,58 |
A.R. |
4,81 |
4,81 |
4,81 |
Proj. Area m2 |
20,29 |
22,48 |
24,78 |
Proj. Span m |
9,31 |
9,80 |
10,29 |
Proj. A.R. |
4,27 |
4,27 |
4,27 |
Cells |
34 |
34 |
34 |
Take-off weight max kg |
90 |
105 |
125 |
Take-off weight min kg |
65 |
85 |
100 |
Trimm speed km/h |
36 |
36 |
36 |
Speed max km/h |
46 |
46 |
46 |
Weight g |
3200 |
3700 |
4000 |
No. of lines on raiser A/B/C/D |
3/4/3/2 |
3/4/3/2 |
3/4/3/2 |
MATERIALS NUPTSE 3 |
|
Upper surface |
NCV Skytex 36 |
Lower surface |
NCV Skytex 27 |
Ribs |
NCV Skytex 27 hard finish |
Main lines |
Edelrid 160/200 |
Middle lines |
Edelrid 80 |
Gallery lines |
Liros 120 |
Brake lines |
Edelrid 60 |
Tapes |
Mouka 20 mm |
Metal parts |
Peguet maillon Rapide |
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